Mrz 14

Bewerbende werden immer noch wie lästige Fliegen behandelt, die man einfach wegklatscht…

Autor: PersonalRadar

Der Bewerbungsmarkt ist moderner, komplizierter und anspruchsvoller geworden. Die neuen technischen Hilfsmittel gestalten Arbeitsmärkte offener, schneller, zuweilen auch hektischer und poröser. Viele Jobanbieter, ob nun Firmen oder Personaldienstleister, behandeln Bewerbende, wenn es um formvollendete, faire und menschlich korrekte Absagen geht, grob fahrlässig. Wenn diese überhaupt noch Absagen senden.

Bewerbende sind keine lästigen Fliegen… (Bildquelle: www.pixabay.com)

Hans bewirbt sich auf eine elektronisch aufgeschaltete Stellenausschreibung. Die Arbeit mit dem Computer ist für ihn immer noch eine Herausforderung. Er fing seine Berufszeit an, als man noch mit dem Kopf rechnete. Er knorzt sich, leise vor sich hinfluchend, mit dem elektronischen Bewerbungsformular ab. Er schafft zu seiner eigenen Überraschung alles ordentlich und am Schluss gelingt ihm auch ohne Probleme das korrekte Hochladen seines Bewerbungsdossiers. Schwupps, die Bewerbung ist weg. Danach folgt nur noch Stille.

Auch Mia ist auf Stellensuche. Mit den modernen Bewerbungsmethoden ist sie ohnehin als sogenannte ‚Digital Native’ bestens vertraut und weiss haargenau wie man mit den neuzeitlichen Möglichkeiten umzugehen hat. Beim Surfen auf dem Handy entdeckt sie ein superinteressantes Stellenangebot. Sie sendet sich selber eine Nachricht, damit sie dann zuhause auf dem Laptop den Jobbeschrieb noch einmal in aller Ruhe studieren kann. Konzentriert gibt sie dort die Daten ein. Das Bewerbungsdossier hat sie schon lange tadellos aufbereitet. Das Motivationsschreiben ist schnell und fehlerfrei erstellt. Ihre elektronische Bewerbung kommt perfekt wie auch makellos daher und sie ist davon überzeugt, dass der Jobanbieter ihren Eindruck bestätigen wird. Schwupps ist die Bewerbung weg. Danach folgt nur noch Stille.

Viele kennen diese fiktiven Geschichten aus eigener Erfahrung. Kaum ist die Bewerbung versendet, hat man irgendwie das diffuse Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist. Es kommt keine automatische Empfangsbestätigung, die den Sendenden wenigstens vermittelt, dass die Versendung technisch korrekt ablief und es kommt auch kein Anruf oder eine individuell verfasste elektronische Nachricht, die das Gefühl vermittelt, dass die Bewerbung auf Interesse stiess.

Keine Reaktion löst viele Reaktionen aus.

  • Ist die Bewerbung eventuell im Spam gelandet? Soll man kurz anrufen? Ja, Gewissheit ist gut!
  • Konnten die beigefügten Dokumente nicht angesehen werden? Soll eine elektronische Nachricht versendet werden?
  • Ist irgendetwas mit dem eigenen Computer los? Ist er von Viren, Würmern und anderen elektronischen Biestern befallen?

Nichts von all dem? Ja was ist dann wirklich los?

… die man dann einfach wegwischt. Bewerbende sind aus Fleisch und Blut (Bildquelle: www.pixabay.com)

Seien sie nicht verwundert. Viele sogenannte ’smarte‘ Bewerbungssysteme sind ohne automatische Empfangsbestätigung ausgerüstet. Somit erhalten die Sendenden keine Gewissheit, ob die Bewerbung korrekt raus ging und gut ankam. Das ist zwar ziemlich peinlich, aber dennoch weit verbreitet. Zudem werden viele Stellenangebote nur mit einer Referenznummer ausgeschrieben. Eine persönliche Ansprechperson aus Fleisch und Blut mit direkten Kontaktdaten ist nicht erwähnt. Das erweckt immer wieder den eigenartigen Eindruck, als möchte man mit den Bewerbenden keinen Kontakt haben. Ganz nach dem Credo: ‚Die doofe Rekrutierung ist reine Mühsal. Leider brauchen wir Personal‘. Es reicht ja dann, wenn man die Bewerbenden überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch einladen muss. Den Bewerbungsunterlagen, die in Papierform per Post versendet werden, geht es nicht besser. Diese sind eigentlich Eigentum der Bewerbenden. Oft kommen die Unterlagen nicht mehr zurück, sind in einem desolaten Zustand, sodass sie auch nicht mehr verwendet werden können oder wurden ‚verziert‘ mit persönlichen Notizen von Mitarbeitenden aus der Personalabteilung. Wer verschickt jedoch seine Bewerbung auf eine so altmodische Weise? Also lassen sie das gleich bleiben. Wer heute seine Bewerbung noch per Briefumschlag versendet, erweckt den Eindruck radikal technikfeindlich und eine Dumpfbacke zu sein oder von einem anderen Stern zu kommen. Des Weiteren muss man sich auch nicht darüber ärgern, wenn die Bewerbungsunterlagen ein paar Wochen später mit einem nichtssagenden Brief zurückkommen und im dümmsten Fall, aufgrund der Fehlfrankatur, noch ein Strafporto fällig ist.

Beachten Sie folgendes!
(Bildquelle: www.pixabay.com)

Grundlegend ist es absolut unerlässlich, dass Jobanbieter mal in die Rolle der Jobsuchenden schlüpfen und ihr Stellenbewerbungssystem auf Alltagstauglichkeit und Benutzerfreundlichkeit testen. Die Aussagekraft der eigenen Erfahrung ist immer noch stärker, als die Erfahrungswerte, die man aus anderen Quellen hört. Zudem findet man konkret heraus, warum die Personalabteilung nicht mit Bewerbungen überschwemmt wird. Es gilt immer noch die Regel, dass Bewerbende ihre Bewerbungsunterlagen möglichst kinderleicht versenden möchten, ohne dass sie zuerst ein Informatikstudium abschliessen müssen, damit sie die Applikation verstehen.

Zudem ist es sehr klug, wenn die Personalabteilung oder der Personaldienstleister die vorfabrizierten Absagetexte genau unter die Lupe nimmt und deren psychologischen Tiefenwirkung am eigenen Leib erfährt. Viele dieser Absagetexte, wenn sie überhaupt versendet werden, sind zuweilen pure sprachliche Zumutung. Nicht selten werden diese gedankenlos versendeten Unzulänglichkeiten stümperhaft, seelenlos und kaltschnäuzig formuliert. Sie schlagen brutal zu und lassen die Absageopfer alleine mit der Wut, Enttäuschung und Frustration. Der psychologische Moment der Absage ist nicht zu unterschätzen. Kommt diese einfühlsam und formal korrekt daher, dann können die Betroffenen sich arrangieren und wenigstens behaupten, dass sie es versucht haben und sich immer noch gut fühlen. Kommt diese jedoch in kruder, brutalisierter und rücksichtsloser Form daher, dann brennt sich das im Hirn der Betroffenen wie Säure ein. Diese Menschen haben Netzwerke. Sie tauschen sich über die sozialen Medien aus und lästern ab. Der Schaden ist angerichtet. Die Langzeitschäden wirken sich nicht sofort aus. Es spricht sich jedoch schnell herum. Ist die Reputation mal dahin, dann kann man sie meistens nicht mehr kitten.

Gerade Mitarbeitende von Personalabteilungen und Personaldienstleistern sollten über ein gewisses Mass an Empathie verfügen. Diese Grundfähigkeit ist ein wichtiges Rüstzeug, damit man Personalarbeit einigermassen kompetent verrichten kann. Einigen fehlt diese. Das ist erschreckend, aber offen gestanden nicht weiter schlimm. Die meisten machen eine ausgezeichnete Arbeit. Es gibt auch in anderen Berufen sogenannte Fachkräfte, die täglich Ausschuss produzieren und damit noch ihren Lebensunterhalt verdienen. Kompetente Personaldienstleister und Mitarbeitende in HR Abteilungen wissen in der Regel sehr gut Bescheid um die systemimmanenten Defizite und arbeiten daran, dass diese Rekrutierungsprozesse nicht behindern und Bewerbende den Eindruck erhalten, dass Bewerbunngsprozesse transparent und fair verlaufen.

Bewegungsenergie der Bewerbenden kann auch zurückschlagen! Das Berufsleben ist ein Auf und Ab. Bewerbende sind grundsätzlich fair zu bedienen. Das trägt zu einem guten Employer Branding bei (Bildquelle: www.pixabay.com)

Viele Arbeitgeber mussten schon, ohne dass sie es je direkt erfuhren, auf gute Bewerbende verzichten, weil diese von solchen Vorfällen durch ihr persönliches Netzwerk aufmerksam gemacht wurden und deshalb auf eine Bewerbung für ein bestimmtes Stellenangebot verzichteten. Das Erstellen und Versenden von anständigen wie auch fairen Absagen kostet Geld. Es ist jedoch beste Werbung, wenn man es gekonnt und menschlich korrekt tut.

Bewerbende, die anständig behandelt werden, tragen zum Unternehmenserfolg bei und sparen Geld. Wer das immer noch nicht begriffen hat, sollte Roboter anstellen.

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