Aug 27

Multitasking bremst aus.

Autor: PersonalRadar

Frühmorgens stehen sie auf. Sie schalten die Kaffeemaschine ein, schauen dabei kurz mit einem Blick auf die News im Internet, kleiden sich paralell dazu an und putzen sich schon die Zähne, wenn sie noch gleichzeitig das Hemd oder die Bluse bügeln. Der Tag beginnt mit Multitasking!

Der konstante Stress und Druck, verursacht durch die permanente Herausforderung, alles immer gleichzeitig machen zu müssen, führt irgendwann in die totale Erschöpfung. Die sequenzielle Arbeitsorganisation ist dem Multitasking weit überlegen (Bildquelle: www.pixabay.com, Fotograf: Theodor Moise)

Das Smartphone klingelt schrill. Die ersten Geschäftstermine werden vereinbart. Selbstverständlich checken sie zur gleichen Zeit, ob noch frischer Orangensaft im Kühlschrank steht, um dem etwas matten Körper genügend Vitamine zu verschaffen. Multitasking pur.

Wahrscheinlich haben Sie dabei den Saft verschüttet und sich die Zungespitze am heissen Kaffee verbrannt. Die Termine wurden im falschen Datumsfeld notiert. An Stelle von Zahnpasta haben sie kalten Senf auf die Zahnbürste gestrichen und das halbwegs frisch gebügelte Hemd inzwischen mit einem kleinen Brandloch ruiniert. Macht nichts. Sie haben es ohnehin nicht bemerkt.

Ihr angeblich so effizientes Multitasking hat ihr Hirn total überfordert. Auch im ausgeschlafenen Zustand. Könnte ihre Denkzentrale von sich aus sprechen, würde diese sie schon frühmorgens anschreien, weil sie unter der Arbeitslast gleichzeitig zu verrichteten Arbeiten ächzt und leidet. Multitasking ist ein Flaschenhals. Multitasker*innen blockieren. Multitasker*innen sind langsam.

Die Forschung hat sich schon oft und eingehend mit der schlechten Sitte des Multitasking auseinander gesetzt. Alles gleichzeitig machen, hat zur Folge, dass vieles schief läuft. Der Kopf des Menschen ist für die Verarbeitung von gleichzeitig eintreffenden komplexen Informationen, aufgrund mehrerer Tätigkeiten, die er parallel ausführt, auch wenn das nur einfache Verrichtungen sind, heillos überfordert.

Die Fähigkeit Eindrücke konzentriert und richtig auszuführen nimmt dramatisch ab, je mehr eine Person zur gleichen Zeit mit mehrere Dingen beschäftigt ist. Multitasking entpuppt sich zum Multiflop. Die kognitive Kontrolle kommt unter die Räder.

(Bildquelle: www.pixabay.com, Fotograf: Robin Higgins)

Unser Hirn ist noch stark geprägt von steinalter Software, die vor Jahrmillionen entstand.

 

Auch die prähistorischen Jäger*innen wussten schon, dass sie auf der anspruchsvollen Pirsch, nicht gleichzeitig den Bogen spannen, die Pfeile spitzen und das Fellmesser schleifen können, sondern sich gut vorbereiten müssen, um sich während der Jagd voll auf das zu erlegende Wild konzentrieren zu können.

 

Prähistorisches Multitasking hätte ziemlich sicher zu leeren Fleischtöpfen geführt und die weitere Entwicklung der Menschheit dramatisch beeinflusst.

Das moderne Multitasking ist eine Zumutung geworden. Der Fleischtopf wurde ersetzt. Aber auch heute müssen alle im Berufsleben eine ansprechende Leistung erbringen, damit der Lebensunterhalt verdient werden kann.

Menschen, die sich gut selber kennen, belasten sich nur so weit, dass es keine Belastung wird (Bildquelle: www.pixabay.com, Fotograf: Dean Moriarty)

Wie viel wertvolle Arbeitszeit und andere wichtige Wirtschaftsgüter werden vernichtet, aufgrund von Multitasking, das wie eine stinkende Pestilenz durch die Berufswelt zieht und als heilbringende Arbeitstechnologie angebetet wird?

Meistens bleibt die inhaltliche Effizienz einer Tätigkeit atemlos auf der Strecke. Man hat keine Zeit mehr sich auf eine Sache zu konzentrieren. Die Oberflächlichkeit wird Programm und das Mittelmass Richtschnur.

Es gibt nach wie vor viele Multitasker*innen, die auf ihre Fähigkeit alles gleichzeitig schlecht zu machen, stolz sind und nicht bemerken, dass das Brandloch im Hemd, die ersten Anzeichen erodierender Denkkraft ist.

Hoffentlich wird es im privaten wie auch im beruflichen Umfeld bald wieder modern sein, wenn man sich einer Sache ungeteilt widmen kann. Die Menschheit wird dabei bestimmt nicht untergehen, aber an Arbeits- und Lebensqualität gewinnen.