Feb 5

Lieblinge auf Zeit

Autor: PersonalRadar

Die ersten zaghaften Anzeichen einer Erholung machen sich langsam bemerkbar. Gerade die Temporärbranche (Zeitarbeit) ist ein klarer Indikator dafür. Sie antizipiert oft die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Aus Deutschland kommt der folgende Bericht (Quelle: Von FOCUS-Redakteur Joachim Hirzel und FOCUS-Korrespondent Fritz Schwab).

Die Zeitarbeitsbranche darf sich auf ein Comeback freuen – und verdankt dies ausgerechnet der Krise.

Sie waren die ersten Opfer der Krise. Als es mit der Wirtschaft bergab ging und klar war, dass nicht alle Beschäftigten zu halten sind, griffen die Unternehmen überall in Deutschland zur selben Massnahme – sie schickten ihre Zeitarbeiter nach Hause.

Um 300 000 sank binnen einem knappen Jahr die Zahl derer, die Gewerkschafter als „Leiharbeiter“ titulieren. Das klingt nach Prekariat und soll es auch. Und jetzt? Steht die in Deutschland noch so junge und so heftig abgestürzte Branche vor dem Aus?

Im Gegenteil. Es ist ein fulminantes Comeback zu erwarten – meinen Experten wie Michael Bruhns von der Marktforschungsfirma Interconnection Consulting.

Er glaubt, dass sich der Markt nun „sukzessive erholt“. Und dass es 2012, spätestens 2013, in der Bundesrepublik mehr als eine Million Zeitarbeiter geben werde. „Zeitarbeit“, sagt Bruhns, „wird in Deutschland stärker sein denn je.“ Erste Anzeichen einer neuen Blüte gibt es schon. Weil sich die Limousinen mit dem Stern wieder besser verkaufen, sind seit vergangener Woche im Mercedes-Werk Sindelfingen bei Stuttgart wieder 300 Zeitarbeiter im Einsatz. Ihre Verträge sind zunächst auf das erste Quartal befristet.

In der Krise hatte sich die Automobilbranche fast komplett von Zeitarbeitnehmern getrennt. Im Herbst 2007 zählte Daimler – bei bundesweit insgesamt 163 000 Mitarbeitern – in der Spitze 2500 Zeitkräfte. Mehr lässt der mit dem Betriebsrat geschlossene Beschäftigungspakt nicht zu.

Dass vor allem grosse Konzerne sich wieder gern für das neue Instrument Zeitarbeit entscheiden, wenn das Geschäft anzieht, wundert die Branchenvereinigung nicht. „Wir gehen davon aus, dass Unternehmen neue Aufträge vor allem über Zeitarbeiter abdecken werden und nicht über Festangestellte“, frohlockt der Bundesverband Zeitarbeit.