Jan 22

XING und kununu machen jetzt gemeinsame Sache. Geht das gut?

Autor: PersonalRadar

Kürzlich konnten wir aus verschiedenen Quellen erfahren, dass kununu von XING gekauft wurde.

Da kann man den Gründern von kununu nur gratulieren. Erst geschlagene fünf Jahre alt, ist das ‚Lästerportal’ schon so attraktiv, dass es gleich von XING gekauft wird. kununu teilt folgendes mit:

  • Übernahme zum 01.01.2013
  • Kaufpreis beträgt zuerst ca. EUR 3,6 Mio.
  • Bei Erfüllung künftiger Kriterien erfolgen maximal weitere Zahlungen in Höhe von insgesamt ca. EUR 5,8 Mio.

Tja das muss man neidlos anerkennen; die beiden Gründer haben mit ihrer gewagten Idee Reibach gemacht. Risikofreude wird belohnt. Und das ist grundlegend gut. Werden die weiteren Kriterien nun auch noch erfüllt, kommt das nächste hübsche Sümmchen aufs Konto. Das sogenannte Bewertungsportal ist schnell erwachsen geworden. Ist das nun wirklich ein Gewinn für XING? Kommt Linkedin nun unter die Räder und kauft plötzlich Glassdoor, um mit der Konkurrenz gleich ziehen zu können? Hoffentlich nicht.

Linkedin wächst schneller als XING und hat die grössere Reichweite.

Ob die sogenannte DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) reicht, um zum Beispiel Spezialisten/-innen aus den Bereichen Informatik, Life Sciences oder Ingenieurwissenschaften, also die typischen harten MINT-Gebiete (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) an Bord zu holen, muss man ernsthaft bezweifeln. Die Welt ist Englisch und nicht Deutsch. Die Welt der Spezialistensuche ist zudem rund und nicht einfach auf drei Länder beschränkt.

Versetzen Sie sich zudem mal in die Lage eines Firmeneigentümers, der schon seit Monaten zum Beispiel Maschinenbauer sucht. Die Spezialisierung seiner Firma ist auf einem solch hohen Niveau, dass er vielen Risiken ausgesetzt ist. Das grösste Risiko ist nicht die Auftragslage, sondern das extrem hauchdünne Angebot an Fachkompetenz, die auf dem Arbeitsmarkt so selten ist wie das Edelweiss in den Tropen.

Sucht er dann nur in der DACH-Region? Gewiss nicht. Er würde auch jemanden einstellen vom Dach der Welt, wenn diese Person nur die fachliche Lücke füllen könnte, die ihm schlaflose Nächte bereitet.

Auch seine Kunden verlieren langsam aber sicher die Geduld mit ihm, weil er zum Beispiel die Produkte oder Dienstleistungen, die sie eben so dringend brauchen nicht erhalten. Ein Teufelskreis. Der Stimmungsbarometer der kleinen Firma ist auf dem Nullpunkt und der Inhaber ein nervliches Wrack, weil er mit der Lösung seines Personalproblems immer noch Lichtjahre entfernt ist. Die Personaldienstleister, Headhunter, spezialisierte Jobportale oder teure Zeitungsinserate konnten nicht helfen oder kamen aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Inzwischen ist auch die Belegschaft verärgert, frustriert und verunsichert. Viele wollen gehen. Die Stimmung kippt. Die ersten negativen Einträge auf kununu werden publik und schrecken potenzielle Bewerbende noch mehr ab. Die Konkurrenz, die ebenso dieses Nischenwissen intensiv sucht, reibt sich die Hände. Deren Beurteilungen auf kununu sind viel vorteilhafter. Das lockt. Wer kauft schon gerne die Katze im Sack?

Der Unternehmer hat seine interessante, aber äusserst schwer zu besetzende Position auch auf XING ausgeschrieben. Die Firma leidet in der Zwischenzeit unter ihren unerfreulichen Bewertungen. Der Unternehmer ist mies gelaunt. Er steckt alle damit an, weil ihn inzwischen auch noch Existenzängste plagen. Die so wichtigen Innovationsprojekte kommen einfach nicht vom Fleck, da die Ingenieure fehlen. Die Auftragslage ändert sich nun dramatisch. Gute Kunden gehen zur Konkurrenz und die ersten Kündigungen müssen ausgesprochen werden. Die Abwärtsspirale dreht sich. Der Ruf ist ramponiert und die möglichen Bewerbenden schreckt das ‚Job-Posting’ ab.

Die eingetrübten Bewertungen auf kununu konterkarieren die Kontaktbemühungen via XING. Ist das wirklich noch von Nutzen? Der Markt wird es beweisen. Wann wird XING englischer?