Nov 10

Job-Portale machen aus ihren Preisen ein Staatsgeheimnis. Wie lange lässt sich das die Branche der Personaldienstleister noch gefallen?

Autor: PersonalRadar

Das Jahr geht zur Neige. Viele Personaldienstleister erhalten verführerische Post mit “most sexy” Angeboten der einschlägigen Stellenportalen. Man lockt mit diffusen Preisnachlässen und besseren Dienstleistungen.

Der süsse Lockstoff lenkt jedoch immer weniger Personaldienstleister in die “Jobportal-Falle”. Er ist zu klebrig! Es wird Zeit, dass die Personaldienstleister von den Anbietern von Job-Portalen endlich als kongeniale Marktpartner wahrgenommen und als solche auch mündig behandelt werden. Der herablassende “Approach” ist verstaubt. Ohne diese dynamische und zukunftsorientierte Branche sind Portale impotent!

Personaldienstleister wissen sehr wohl, dass Job-Portale einen starken Einfluss auf ihre Marktpräsenz und ihren Geschäftserfolg haben. Denn viele kleine Personaldienstleister verfügen über zu wenig Wissen und Kapital, um sich eine umfassende proprietäre Webpräsenz aufzubauen, die sie weniger abhängig von einzelnen Anbietern macht.

Viele Stellensuchende finden zudem Stellenangebote dort, wo sie in konzentrierter Form vorhanden sind und schnell über ein grosses Angebot verfügt werden kann. Erst in zweiter Linie werden die Angebote der Personaldienstleister direkt auf deren Webpages angesehen. Anbieter von Job-Portalen wissen das sehr genau und lassen nichts unversucht mit ihren Dienstleistungen möglichst viele an sich zu binden. Ein Geschäftsmodell das nicht verwerflich ist. Wie steht es jedoch mit den Preismodellen? Wie steht es mit der Preistransparenz? Nicht unbedingt zum Besten!

Viele Personaldienstleister wachsen immer mehr zusammen, suchen mit Mitbewerbern komplementäre Netzwerke, um ihre Kräfte besser bündeln zu können. Ökonomische Vernunft und reifer Geschäftssinn gewinnt auch in dieser Branche an Kraft. Die Krise dampft das Misstrauen und den noch immer stark vorhandenen Futterneid schneller ein als erwartet. Denn kluge Kooperationen und neuzeitliche Offenheit führen zu vielversprechenden neuen Geschäftsmodellen, die Personaldienstleistern meistens wirtschaftlich einen starken Impetus verleihen und potenziellen Kunden diversifizierten Nutzen bieten. Was hat das aber mit den “Job-Portalen” zu tun?

Personaldienstleister tauschen sich immer mehr aus und vergleichen mit unverhohlener Neugierde und stupender Hartnäckigkeit zu welchen Konditionen Dienstleistungen von Job-Portalen angeboten werden.

Oft wird mit wachsender Verärgerung festgestellt, dass Mitbewerber, die vielleicht nur einen Steinwurf entfernt sind, zum Teil total andere Preisangebote vom selben Anbieter erhalten haben. Job-Portale publizieren Einzelpreise. Diese interessieren aber nur Unternehmen, die von Zeit zu Zeit ihre Rekrutierung mit einem elektronisch publizierten Einzelinserat unterstützen möchten. Anbieter von Jobportalen erwirtschaften jedoch einen grossen Teil ihres Umsatzes mit den Personaldienstleistern. Diese werden nach wie vor als unmündige Kunden wahrgenommen, die froh sein dürfen, dass sie überhaupt Jobangebote aufschalten dürfen. Eine Arroganz, die Personaldienstleister sich immer weniger gefallen lassen.

Insertionspreise sind das grosse Geheimnis. Hier ein kleines Beispiel:

Personaldienstleister A bucht 10 Stellen und Personaldienstleister B in der direkten Nachbarschaft ebenso. B zahlt aber mehr, weil seine Preisverhandlung weniger gut verlief oder ihm während des einlullenden Verkaufsgespräches das Gefühl vermittelt wurde, dass er einen unschlagbares Angebot erhält, weil er so wichtig ist und deshalb als langjähriger Kunde attraktive Sonderkonditionen erhält. Dieses Feuerwerk an billigen Marketingknaller, das vor allem Rauch erzeugt, die Augen tränen lässt und die Sicht behindert, wird aber langsam ermüdend.

Das Pulver ist feucht geworden. Die Branche träge. Neue Neonfarben und ein wenig Fernsehwerbung sind nicht wirklich kreativ.

Das Explosive und Innovative bleibt aus. Die Fantasie der Job-Portale ist am Versiegen. Lächerliche Gadgets, die kein vernünftiger Mensch braucht, von Werbung überladene Bildschirme, die Stellensuchende irritieren und obskure Preisreduktionen auf der Basis von nicht öffentlichen Preismodellen, damit ja kein Kunde etwas nachvollziehen kann, sind wirklich keine nennenswerte Ereignisse, die noch eine Schlagzeile wert sind. Die Branche der Personaldienstleister wird von den Portalanbietern wie eine Kuh gemolken. Der Bauer kennt den Milchpreis nicht. Der Milchbaron schon. Eine bizarre Partnerschaft.

Personaldienstleister wollen endlich Preise vergleichen können und sehen, warum sie für ein bestimmtes Angebot wie viel bezahlen müssen. Das kürzlich ins Leben gerufene Portal für Handwerker “jobbzz” macht es vor. Innert Sekunden können Personaldienstleister herausfinden was sie für ihr Geld erhalten. Das von Visual Concepts mit einem Personaldienstleister zusammen entwickelte Angebot bietet nicht nur die Möglichkeit Stellen publizieren zu können, sondern den Personalberatenden auch kluge Verwaltungsmöglichkeiten, um Bewerbende besser bewirtschaften zu können. Machen Sie das mal mit den üblichen Angeboten!

Die Anbieter von Job-Portalen müssen sich in nächster Zeit warm anziehen. Ihre Dienstleistungen werden sich immer ähnlicher und die sogenannten Alleinstellungsmerkmale (USP) sind meistens nur noch kosmetischer Firlefanz.

Vielleicht gibt es in Zukunft die Möglichkeit durch den Verband der Personaldienstleister ein Portal entwickeln zu lassen, das die Branche unabhängiger macht von jenen Anbietern, die aus ihren Preisen immer noch ein Staatsgeheimnis machen. Jenen Portalen, die aber meinen ihre Dienstleistungen kostenfrei anbieten zu müssen, kann man nur sagen: “If you´re good at something, never do it for free”. Geiz ist schon lange nicht mehr geil.

Oder was ist Ihre Meinung? Welche Preise halten Sie für Online – Stelleninserate angemessen? Machen Sie mit in unserer Umfrage des Monats November!