Okt 1

Alle möchten 50+ beschäftigen, doch keiner tut es.

Autor: PersonalRadar

Viele Berufstätige haben die magische Grenze von 50 Jahren überschritten und machen sich Sorgen. ‚Was geschieht mit mir, wenn die nächste Restrukturierung meinen Job zum Verschwinden bringt oder ein Junger meinen Arbeitsplatz ergattert, weil der eben jünger und somit weniger kostet?‘

Das sind keine Alltagsängste von beruflich entspannten und übersäuerten Reifen, die sich vor nichts mehr fürchten müssen, langsam aber sicher mit lebenssatter Gemächlichkeit auf die Pensionierung zusteuern und mit Vorfreude die kommende ‚Freiheit‘ planen.

50+ ist brutal unter Druck und viele schaffen es nicht mehr in den Arbeitsmarkt.

50+ ist nicht gaga. Viele sind hoch qualifiziert und bestens gerüstet für den modernen Arbeitsmarkt. Die Stellensuche auf gut Glück frustriert viele (Bildquelle: www.pixabay.com)

Und wenn, dann nur noch mit einer gewagten Selbständigkeit, die Existenz, Familie und oft auch Pensionskassenguthaben bis zum Äussersten ausreizen. Oft ist es ein risikoreicher Balanceakt, der viele zeitverzögert abstürzen lässt und sie schlussendlich in die Sozialhilfe treibt. Ein unwürdiges Ende für viele, die schon ganz viel geleistet haben, unbedingt arbeiten möchten und die Arbeitslosigkeit mit allen folgenden Konsequenzen so stark fürchten wie der Teufel das Weihwasser.

50+ will leisten, noch einmal Gas geben und es allen zeigen, dass diese Altersgruppe noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Es macht aber in der Arbeitswelt keinen Eindruck. Die gläserne Decke 50+ ist eine Tatsache. Wer sie durchstösst, kann sich glücklich schätzen es doch noch geschafft zu haben.

Viele dieser 50+ Bewerbenden sind übrigens hoch motiviert. Sie sprechen oft mehrere Fremdsprachen virtuos, haben den Übergang von der mechanischen Technik ins digitale Zeitalter bestens überstanden und sind in Sachen Willenskraft, Organisationstalent und betriebswirtschaftlichem Bewusstsein vielen Jungen um Längen voraus. Viele sind topfit, haben sich stets weiter gebildet, können auf solide Berufserfahrungen zurückgreifen und verfügen nicht selten über wirtschaftlichen Beziehungsgeflechte, die auch Arbeitgeber von Vorteil sind.

50+ fühlt sich oft wie abgehalferte Wracks, die noch als Ersatzteillager ausgeschlachtet werden können. Sie suchen verzweifelt nach Jobs, damit sie nicht in die Armut abstürzen, obwohl sie schon viel geleistet haben. Es ist unwürdig (Bildquelle: www.pixabay.com

Der einzige Makel ist Alter und die hohen Sozialversicherungskosten. Dafür kann man 50+ nicht verantwortlich machen. Es ist die Wirtschaft und die Politik, die endlich für Abhilfe sorgen sollten. Wie älter Arbeitnehmende werden, desto höher werden die Pensionskassenbeiträge. Das ist ein System, das mit der Wirklichkeit auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr Schritt halten kann. Kommt ein Einheitssatz zur Anwendung, dann haben alle Jahrgänge die gleich langen Spiesse und die Wirtschaft kann nicht immer die hohen Kosten der Beruflichen Vorsorge als Entschuldigung bemühen.

Viele dieser Desillusionierten +50 haben sich im Februar 2014 für die Masseneinwanderungsinitiative stark gemacht und hofften mit der neuen regulatorischen Neuausrichtung wird das Interesse der Wirtschaft an ihren Fähigkeiten zunehmen. Dem ist kurz- und mittelfristig ohnehin nicht so. Die neuen Rahmenbedingungen sind aktiv. Bis dahin werden personelle Lücken nach wie vor mit gut qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland gedeckt.

Der sich verschärfende Mangel an Fach- und Führungskräften wird übrigens nicht dadurch gelindert, wenn alle arbeitslosen 50+ sofort einen Job finden. Der Mangel bleibt grösser als das Angebot. Selbst wenn der Prozentsatz der berufstätigen Frauen, der bekanntlich im europäischen Vergleich einer der höchsten ist, weiter steigt und alle 50+ einen Job finden, wird.

Die helvetische Wirtschaft bleibt auch in Zukunft auf gut ausgebildete Berufsleute stark angewiesen.

Es bleibt zu hoffen, dass der Mangel zur Einsicht führt, dass die Berufsgruppe 50+ vermehrt diese Lücken schliessen kann und mit Ihrem Können dazu beiträgt, dass der kommende Fachkräftemangel wenigstens ein bisschen abgefedert werden kann. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.