Jun 15

Die Goldader im Bereich versteckte Kosten ist bei der beruflichen Vorsorge bald erschöpft.

Autor: PersonalRadar

Kürzlich hat der Bund eine Studie in Auftrag gegeben, um die Vermögensverwaltungskosten der Pensionskassen zu untersuchen. Die Erkenntnisse sind ernüchternd. Die Kosten sind dreimal höher als ausgewiesen.

Es ist ein altes Anliegen vieler, dass die Vermögensverwaltungskosten bei den Pensionskassen endlich besser, verständlicher wie auch transparenter ausgewiesen werden. Inzwischen werden in den Betriebsrechungen externe Beratungs- und Depotgebühren, Courtagen uvm. besser im Detail dargelegt. Aber die versteckten Kosten wie die Margen der Banken auf strukturierte Produkte, Fondsgebühren der Anbieter solcher Anlagevehikel und die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskursen im Handel sind nach wie vor nicht offen dargelegt.

Die versteckten Kosten bilden den weitaus grössten Teil der Gesamtkosten als der Rest.

Die Firma c-alm AG hat im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) eine lesenswerte und interessante Studie zu den effektiven Vermögensverwaltungskosten der 2. Säule erstellt. Das Ziel der Studie bestand darin,

  • die bekannten Limiten bei der Darstellung der Kosten in den Betriebsrechnungen der Vorsorgeeinrichtungen aufzuzeigen und zu überwinden,
  • eine Beurteilung der tatsächlich resultierenden Kosten vorzunehmen und
  • schliesslich Handlungsoptionen zu entwickeln, wie die Kostensituation zukünftig optimiert werden könnte.

Zu diesem Zweck hat die c-alm AG bei 73 Vorsorgeeinrichtungen mit einem Gesamtvermögen von CHF 230 Mrd. und bei 28 Vermögensverwaltern eine detaillierte Gebührenerhebung durchgeführt und dabei die folgenden Erkenntnisse gewonnen:

  • Viermal höhere Kosten: Im Vergleich zu den offen gelegten Vermögensverwaltungskosten von CHF 795 Mio. resultiert aus der Erhebung eine Schätzung für die effektiven Kosten von CHF 3‘900 Mio.
  • Kollektivanlagen: Der Grund für die Differenz liegt in erster Linie bei den innerhalb von Kollektivanlagen belasteten Gebühren, die von der Betriebsrechnung nicht verarbeitet werden können.
  • Wettbewerb spielt: Ein Vergleich der anbieterseitigen Staffeltarife mit anderen Investorensegmenten aus dem In- und Ausland zeigt, dass der Wettbewerb in der Vermögensverwaltung für die 2. Säule spielt.
  • Intransparente Fund-of-Fund Strukturen: Nicht beurteilt werden kann die Gebührensituation bei Dachfonds / Fund-of-Fund-Strukturen, da diese die Gesamtgebühren in der Berichterstattung nicht zeigen (können).
  • Handlungsoptionen: Die Erhöhung der Kostentransparenz – insbesondere bei den heute noch nicht gebührentransparenten Anlageprodukten – sieht man als wichtigste Triebfeder zur Optimierung der Vermögensverwaltungskosten in der 2. Säule.

Interessant ist bei dieser Studie auch die Erkenntnis, dass die Bandbreite der verschiedenen Vermögensverwaltungskosten zwischen 0,15% bis zu 1.86% liegt. Man muss nicht Versicherungsmathematiker sein, um zur weiteren Erkenntnis zu gelangen, dass mit hohen Kosten auch eine niedrigere Rendite erzielt wird. Der Studienautor, Herr Ueli Mettler, bringt mit seiner Arbeit zum Ausdruck, dass mit einer grösseren Transparenz der versteckten Kosten, endlich mehr Druck in die Personalvorsorgeszene kommt und die Versicherten dadurch besser von ihrem zwangsersparten Geld im Alter profitieren können. Jene, die das Geld einzahlen, die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber, haben selten die fachliche Kompetenz festzustellen, ob der Versicherungsdienstleister eine faire Gebührenpolitik anwendet oder aus dem Vollen schöpft und die berechtigten Interessen der Geldquellen aussen vor lässt.

Das Bundesamt für Sozial- und Versicherungswesen (BSV) will, dass die versteckten Kosten in Zukunft im Anhang zur Betriebsrechnung gesondert ausgewiesen werden müssen. Selbstverständlich werden das die Dienstleister nicht alle freiwillig ausführen. Über eine Verordnungsrevision werden sie früher oder später dazu gezwungen. Es wird langsam Zeit, dass die Dienstleister etwas intensiver die Interessen ihrer Versicherten im Auge haben. Jede Goldader versiegt irgendwann.

Mit dieser LINK geht es gleich zu Studie!