Nov. 20

Firmengeschenke: Die kleine Geste, an der erstaunlich viel hängt.

Author: PersonalRadar

Es gibt Rituale im Wirtschaftsleben, die niemand offiziell definiert hat, die sich aber dennoch mit der Beharrlichkeit einer Naturkonstante durchsetzen. Das jährliche Firmenpräsent gehört dazu.

(Bildquelle: www.freepik.com)

Es ist kein grosses Ereignis, kein Höhepunkt im Kalender und schon gar nicht ein strategisches Manöver. Und doch entfaltet es eine bemerkenswerte Wirkung, gerade, weil es so unspektakulär daherkommt.

Der Zauber beginnt irgendwo zwischen Oktober und Dezember, wenn eine stille Arbeitsgruppe darüber brütet, wie Wertschätzung in ein handliches Format von 20 bis 40 Franken gegossen werden kann. Der Anspruch ist hoch:

  • Es soll persönlich wirken, ohne zu privat zu sein;
  • nützlich, aber nicht banal;
  • festlich, aber nicht kitschig;
  • und vor allem: für alle passend.

Eine Aufgabe, die ungefähr so einfach ist wie ein Weihnachtsmenü, das gleichzeitig vegan, laktosefrei, glutenfrei, halal und ‘wie bei Grossmutter’ sein soll.

Die Routine der Wertschätzung

So landen Unternehmen zwangsläufig bei jenen Geschenken, die sich bewährt haben, nicht, weil sie spektakulär wären, sondern weil sie zuverlässig ein leises Lächeln auslösen.

  • Die Schoggi beispielsweise. Sie ist der diplomatische Superstar unter den Präsenten: süss, harmlos, nie fehl am Platz. Sie verschwindet im Büro oder in der Werkstatt oft schneller, als man ‘Danke vielmal’ sagen kann, meist in Form einer offenen Box, die wie ein kleines soziales Experiment auf dem Pausentisch steht. Man weiss nie, wer sie leert, aber man weiss: Es geschieht in Frieden.
  • Ebenso klassisch: die Weinflasche. Solide, seriös, nützlich. Nicht unbedingt ein Spitzenjahrgang, aber durchaus trinkbar. Manche stellen sie zu Hause ins Regal, andere reichen sie bei nächster Gelegenheit weiter, und wieder andere behalten sie als Reserve. Niemand ist überglücklich, aber niemand ist unglücklich. Ein seltenes Gleichgewicht.
  • (Bildquelle: www.freepik.com)

    Ähnlich verhält es sich mit regionalen Geschenkkörben. Sie vermitteln Wärme, Bodenständigkeit, eine gewisse Heimatverbundenheit. Man fühlt sich fast ein wenig kulturell eingebettet zwischen Honig, Tee und Nüssen. Auch wenn sich zuhause bereits ein Korb vom Vorjahr in der Küche versteckt, es ist trotz allem ein Geschenk, das Haltung zeigt.

  • Und dann die subtil unscheinbaren, aber erstaunlich beliebten Gutscheine. Migros, Coop oder Buchhandlung. Sie sind das Gegenteil jeder künstlichen Aufgeregtheit: pragmatisch, ehrlich, verlässlich. Das vermutlich effizienteste Geschenk, gerade weil es keinerlei Interpretationsaufwand erfordert. Man kauft etwas Nützliches und gut ist.
  • Dazu kommen praktische Alltagsgegenstände wie Thermosflaschen, Stofftaschen oder Lunchboxen: Ob sie sofort genutzt oder erst Monate später entdeckt werden, spielt kaum eine Rolle. Sie verkörpern die stille Vernünftigkeit des Schweizer Berufslebens: lieber solide bieder als spektakulär nervend.
  • Und natürlich jene Pflege-Sets, die in fast jedem Haushalt irgendwann erscheinen: Handcrème, Duschgel, Seife. Niemand schreibt lyrische Gedichte darüber, aber niemand wirft sie weg. Man verwendet sie, nicht aus Begeisterung, sondern aus Lebensrealität.

Die eigentliche Bedeutung: Leise, aber präzise

Doch weshalb halten wir an all dem fest? Ganz einfach: Weil die materielle Qualität eines Geschenks selten entscheidend ist. Es geht nicht um Exklusivität, nicht um Überraschung, nicht um Prestige.

Es geht um das Gefühl, gesehen zu werden.

Ein Firmenpräsent sagt, in einer stillen, unaufdringlichen Sprache, dass das Jahr nicht selbstverständlich war. Dass die Arbeit, die Mühe und die Präsenz wahrgenommen wurde. Das Geschenk ist nicht die Botschaft. Es ist lediglich ihr Träger. Und genau deshalb fällt das Fehlen eines Präsents stärker ins Gewicht als seine Unvollkommenheit. Man kann mit einer durchschnittlichen Schoggi leben, aber nicht mit dem Gefühl, vergessen worden zu sein.

Die leise Komik dieses Rituals

In dieser Mischung aus Routine, Symbolik und pragmatischer Nettigkeit steckt ein subtiler Humor. Ein Humor, der nicht laut ist, sondern in den kleinen Momenten aufblitzt: im Pausenraum, wenn Körbe ausgepackt werden; beim Lächeln über einen Gutschein, den man garantiert irgendwann brauchen wird; oder in der Erkenntnis, dass man gerade ein Geschenk in den Händen hält, das man weder gesucht noch vermisst hat und dennoch irgendwie schätzt.

Es ist die Art Komik, die entsteht, wenn Menschen versuchen, Wertschätzung zu standardisieren. Ein leicht unbeholfener, aber eben auch sehr menschlicher Versuch.

(Bildquelle: www.freepik.com)

Warum das alles mehr Sinn ergibt, als es den Anschein hat

Vielleicht ist das Firmenpräsent deshalb so beständig, weil es etwas ausdrückt, das im hektischen Arbeitsjahr oft untergeht: dass Beziehungen in Unternehmen nicht nur funktional sind, sondern auch emotional. Dass Wertschätzung nicht immer spektakulär sein muss. Und dass kleine Gesten oft genügend Raum lassen, damit jeder hineininterpretieren kann, was ihm wichtig ist. Firmenpräsente sind also nicht wichtig, aber sie sind trotzdem bedeutend.

Sie sind nicht beeindruckend, aber sie sind verbindend. Sie sind nicht perfekt, aber das wäre wahrscheinlich sogar störend. Am Ende bleibt ein unscheinbares Geschenk in der Hand und ein stilles Gefühl der Zugehörigkeit im Hintergrund. Und vielleicht ist genau das der eigentliche Sinn dieses Rituals. HAPPY GIFTING!

Vom Glühwein zur Gratwanderung: Die betriebliche Weihnachtsfeier als Minenfeld…