Feb 2

Gutes Personal kostet, günstiges Personal kostet mehr.

Autor: PersonalRadar

In der Geschäftswelt steht der Kostenfaktor oft im Mittelpunkt strategischer Entscheidungen. Unternehmen sind bestrebt, ihre Ausgaben zu minimieren, um die Gewinnmargen zu maximieren. Diese finanzielle Disziplin erstreckt sich auch auf die Personalpolitik, wo die Versuchung gross ist, Einsparungen durch die Einstellung günstiger Arbeitskräfte zu erzielen.

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Doch der Schein kann schnell trügen. Die vermeintliche Ersparnis, die durch niedrigere Gehälter erzielt wird, kann sich langfristig als kostspieliger Fehler erweisen. Der Grundsatz ‘Gutes Personal kostet, günstiges Personal kostet mehr’ unterstreicht ein fundamentales Paradoxon im HR Management, das eine tiefere Betrachtung verdient.

Qualität hat ihren Preis

Die Rekrutierung qualifizierter und erfahrener Mitarbeitenden ist unbestreitbar mit höheren unmittelbaren Kosten verbunden. Diese Investition geht jedoch über das Gehalt hinaus. Mitarbeitende mit einem starken fachlichen Hintergrund, relevanten Fähigkeiten und einer hohen Arbeitsmoral können massgeblich zur Steigerung der Produktivität, Innovation und zum langfristigen Erfolg eines Unternehmens beitragen. Sie bringen nicht nur ihr Wissen und ihre Erfahrungen ein, sondern fördern auch eine Kultur der Exzellenz, die sich auf das gesamte Team auswirkt.

Die versteckten Kosten günstiger Arbeitskräfte

Auf der anderen Seite kann die Entscheidung für günstigeres Personal eine Reihe versteckter Kosten nach sich ziehen, die oft unterschätzt werden. Zu diesen Kosten gehören eine höhere Fluktuation, die Kosten für die erneute Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeitenden, potenzielle Qualitätsmängel in der Arbeit sowie eine geringere Produktivität. Günstige Arbeitskräfte können auch zu einer erhöhten Belastung für das Management führen, da sie möglicherweise intensivere Betreuung und Anleitung benötigen. Darüber hinaus kann die Motivation in einem Team, das sich unterbewertet oder unterbezahlt fühlt, schnell sinken, was sich negativ auf die Arbeitsmoral und letztlich auf die Kundenzufriedenheit auswirkt.

Langfristige Perspektiven versus kurzfristige Einsparungen

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Die Wahl zwischen der Einstellung teurerer, qualifizierter Arbeitskräfte und dem Versuch, Kosten durch günstigere Mitarbeitende zu sparen, stellt eine grundlegende strategische Entscheidung dar. Kurzfristig können niedrigere Lohnkosten sehr attraktiv erscheinen und die Bilanzen spürbar entlasten. Langfristig jedoch kann dieser Ansatz die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum eines Unternehmens gefährden. Unternehmen, die in gutes Personal investieren, positionieren sich als attraktive Arbeitgeber, ziehen Talente an und fördern eine nachhaltige Entwicklung.

Dazu ein paar Beispiele:

Beispiel 1: Die Softwareentwicklungsbranche

In der Softwareentwicklungsbranche ist die Versuchung jeweils gross, Entwickler/-innen aus Ländern mit niedrigeren Lebenshaltungskosten einzustellen, um Budgets zu entlasten. Ein Unternehmen entschied sich, ein wichtiges Projekt an ein Team zu übergeben, das deutlich unter dem üblichen Marktpreis lag. Zunächst schien das Projekt auf Kurs zu sein, doch bald traten ernsthafte Qualitätsprobleme und Verzögerungen auf. Der Code war fehlerhaft und schlecht dokumentiert, was zu einer erheblichen wie auch aufwendigen Nacharbeit führte. Die ursprünglichen Einsparungen wurden durch die Kosten für die Behebung der Fehler, die Verlängerung der Projektzeit und den Verlust an Kundenzufriedenheit zunichte gemacht. Dieses Beispiel zeigt, dass die Einstellung günstigerer Arbeitskräfte ohne Berücksichtigung ihrer Qualifikationen und Erfahrungen zu erheblichen Mehrkosten führen kann und am Schluss das Eingesparte wieder auffrisst.

Beispiel 2: Das Gastgewerbe

Eine Hotelkette entschied sich, Kosten zu sparen, indem sie weniger erfahrene und damit günstigere Mitarbeitende im Kundenservice einsetzte. Während die unmittelbaren Lohnkosten sanken, litt die Kundenzufriedenheit erheblich. Beschwerden über den Service stiegen an, und die Online-Bewertungen verschlechterten sich dramatisch, was langfristig zu einem Rückgang der Buchungen führte. Die Einsparungen bei den Gehältern wurden durch den Verlust an Geschäft und Reputation weit übertroffen. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie wichtig qualifiziertes Personal im direkten Kundenkontakt ist und dass Einsparungen in diesem Bereich negative Auswirkungen auf die Marke und die Kundenbindung haben können.

Beispiel 3: Der Einzelhandel

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Ein Einzelhandelsunternehmen beschloss, in seinen Filialen auf günstigeres Personal zu setzen, um die Betriebskosten zu senken. Die Entscheidung führte jedoch zu einer höheren Mitarbeiterfluktuation, da die Angestellten sich unterbezahlt fühlten und nach besseren Möglichkeiten Ausschau hielten. Die ständige Fluktuation erforderte wiederholte Einstellungs- und Schulungsprozesse, die nicht nur kostspielig waren, sondern auch zu Inkonsistenzen im Kundenservice führten. Zudem sank die Mitarbeitermotivation, was sich in einem nachlassenden Engagement für die Unternehmensziele und einer geringeren Verkaufsleistung widerspiegelte. Hier zeigt sich, dass die vermeintlichen Einsparungen durch niedrige Löhne durch die Kosten für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeitenden sowie durch verpasste Verkaufschancen aufgezehrt wurden.

Schlussfolgerung

Diese Beispiele aus der Arbeitswelt illustrieren eindrucksvoll, wie die Entscheidung für günstigeres Personal, ohne die langfristigen Auswirkungen zu berücksichtigen, zu erheblichen versteckten Kosten führen kann. Die Qualität der Arbeit, die Mitarbeiterzufriedenheit und die Kundenerfahrung sind entscheidende Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens. Eine Strategie, die auf niedrigen unmittelbaren Personalkosten basiert, kann langfristig zu finanziellen Belastungen, einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und einem beschädigten Ruf führen. Unternehmen, die in qualifizierte und motivierte Mitarbeiter investieren, schaffen nicht nur eine positive Arbeitsumgebung, sondern legen auch den Grundstein für nachhaltigen Erfolg und Wachstum.

Die Balance finden

Die Herausforderung für Unternehmen besteht darin, eine Balance zwischen der Notwendigkeit, Kosten zu kontrollieren, und der Investition in qualifiziertes Personal zu finden. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und eine strategische Sichtweise auf die Personalpolitik. Investitionen in Mitarbeiterentwicklung, faire Bezahlung und eine positive Arbeitsumgebung können dazu beitragen, die Fluktuation zu verringern und eine engagierte Belegschaft aufzubauen. Solche Massnahmen sind nicht nur Ausdruck einer ethischen Unternehmensführung, sondern stellen auch eine kluge Investition in die Zukunft dar.