Mai 24

Unzufrieden im Beruf – Ist laute Aufmerksamkeit der richtige Weg?

Autor: PersonalRadar

Eine neue Trenderscheinung namens „Loud Quitting“ hat durch Videoplattformen wie Youtube und Tiktok Einzug in die Arbeitswelt gehalten.

Dabei geht es darum, drohend das Unternehmen zu verlassen, um Gehaltserhöhungen oder Beförderungen zu erzwingen. Nutzer*innen diskutieren über die besten Taktiken, um diese Methode erfolgreich anzuwenden.

Beim sogenannten „Loud Quitting“ handelt es sich nicht wirklich um eine tatsächliche Kündigung des Arbeitsplatzes.

(Bildquelle: www.pixabay.com)

Vielmehr sollen laute und offensichtliche Ankündigungen, das Unternehmen verlassen zu wollen, den Arbeitgeber dazu bringen, Verhandlungen einzugehen. Die dahinterliegende Überlegung ist, dass das Unternehmen, aufgrund des Fachkräftemangels, es sich nicht leisten kann, eine qualifizierte Arbeitskraft zu verlieren.

Experten auf dem Arbeitsmarkt wie zum Beispiel Matthias Mölleney betrachten dieses Vorgehen jedoch als riskant. In der Regel nutzen dieses Mittel nur Arbeitnehmende, die auf dem Arbeitsmarkt extrem gefragt sind und mit Leichtigkeit sofort eine andere Stelle finden.

Es besteht nämlich das Risiko, dass die Reaktion der Arbeitgebenden anders ausfällt als erhofft. Diese könnten unter Umständen das unflätige wie auch nicht regelkonforme Auftreten als Verstoss gegen die Treuepflicht werten und eine Warnung oder im schlimmsten Fall sogar eine Kündigung aussprechen. Dennoch begünstigt die derzeitige Lage auf dem absolut leergefegten Arbeitsmarkt dieses Phänomen. In Zeiten eines gravierenden, wenn nicht sogar nie dagewesenen Fachkräftemangels, haben Arbeitnehmende im Allgemeinen viel mehr Macht, weshalb diese Gruppe, die sich ein ‚Loud Quitting‘ leisten kann, ungewöhnlich gross geworden ist.

Der Trend stammt, wie so vieles, ursprünglich aus den USA, wo globale und erfolgreiche Tech-Unternehmen wie Facebook, Twitter, Google und Amazon im vergangenen Herbst angekündigt haben, Personal aus Kostengründen abzubauen. Hochqualifizierte Programmierer*innen und Softwareingenieure*innen sahen darin die einzige Möglichkeit, ihren Arbeitgebenden lautstark zu verdeutlichen, dass sie unverzichtbar sind und ohne ihre Wissen die Industrie in sich zusammenfällt.

(Bildquelle: www.pixabay.com)

Ein weiterer Grund für diesen Trend ist die Gegenbewegung zum sogenannten „Quiet Quitting“, der stillen Kündigung. Dabei handelt es sich um eine Form von Dienst nach Vorschrift, bei dem Mitarbeitende lediglich das geforderte Minimum erfüllen.

 

Damit wollen sie die Bedingungen ihres Privatlebens verbessern, ohne den Verdacht der Arbeitsverweigerung auf sich zu ziehen. Sie vermeiden unnötige Überstunden, nehmen nur minimal an Besprechungen teil und sind außerhalb der Arbeitszeiten in Notfällen nicht erreichbar.

Viele sind jedoch der Meinung, wenn man wegen jedem Mist sofort Lärm macht, dieses Instrument abstumpft und wirkungslos bleibt. Das gezielte Mass der effektvollen Anwendung  übt viel mehr Druck aus.  Der Trend des „Loud Quitting“ stellt eine aktive, wenn auch auffällige Rolle gegenüber der stillen Kündigung dar, die während der Corona-Krise entstanden.