Okt 17

Lebenscoaching: Schnellreparatur oder nachhaltige Veränderung?

Autor: PersonalRadar

In einer Welt, in der Unzufriedenheit, Burnout und Identitätskrisen zum Alltag zu gehören scheinen, sind Lebenscoaches zu einer modernen Rettungsleine für viele geworden.

(Bildquelle: www.freepik.com)

Sie versprechen Klarheit in einer chaotischen Welt und Lösungen für komplexe Probleme. Doch während es viele seriöse Coaches gibt, die mit echter Empathie und fundiertem Wissen helfen können, gibt es auch eine wachsende Anzahl von Scharlatanen, die mehr Schaden anrichten als Gutes tun.

Stellen Sie sich vor, Sie geben die Kontrolle über Ihr Fahrzeug an einen Mechaniker, der behauptet, alles reparieren zu können – von einem Flugzeugmotor bis zu einem Fahrrad. Würden Sie ihm vertrauen? Coaches, die vorgeben, Experten:innen in jedem Lebensbereich zu sein, sind vergleichbar mit solchen Mechanikern.

Ohne Spezialisierung und fundierte Kenntnisse können ihre Ratschläge nicht nur nutzlos, sondern auch gefährlich sein.

Ausbildung und Qualifikation: Die Grundsteine eines seriösen Coaches

Die Frage der Ausbildung und Qualifikation ist in der Welt des Life-Coachings entscheidend. Ein langer beruflicher Hintergrund und jahrelange Beratungserfahrung alleine garantieren nicht zwangsläufig die Fähigkeit, Menschen effektiv zu unterstützen. Was braucht es also, um als Life-Coach nicht nur seriös, sondern auch kompetent zu gelten?

Zuallererst sollten Coaches eine fundierte Ausbildung durchlaufen, die sowohl theoretische als auch praktische Aspekte umfasst. Diese sollte von anerkannten Institutionen angeboten werden, die sich auf Coaching oder einen verwandten Bereich, wie z. B. Psychologie, spezialisiert haben. Ein solides theoretisches Fundament gibt dem Coach das nötige Werkzeug in die Hand, um verschiedenste Situationen und Probleme zu analysieren und zu bearbeiten.

Neben der theoretischen Basis ist Supervision ein unerlässlicher Bestandteil der Coaching-Ausbildung. Hierbei erhalten angehende Coaches regelmässig Feedback von erfahrenen Supervisoren:innen. Das ermöglicht ihnen, ihre Beratungskompetenzen kontinuierlich zu schärfen und Fallstricke sowie eigene blinde Flecken zu erkennen.

Ausserdem sollten Coaches ihre Ausbildung durch regelmässige Fortbildungen und Weiterbildungen ergänzen. Die Welt des Coachings ist dynamisch, und neue Methoden und Ansätze werden ständig entwickelt. Um auf dem neuesten Stand zu bleiben und seinen Klienten:innen den bestmöglichen Service zu bieten, sollte ein Coach stets bereit sein, dazuzulernen.

Beispiele aus der Beratungspraxis

Positive Beispiele:

  1. Karrierewechsel: Ein Life-Coach mit Spezialisierung auf Karriereberatung unterstützt einen Klienten, der sich in einem öden Job festgefahren fühlt. Gemeinsam identifizieren sie die Stärken und Leidenschaften des Klienten und erarbeiten einen konkreten Plan, der zu einer erfolgreichen beruflichen Neuorientierung führt.
  2. Beziehungsprobleme: Ein Paarcoach hilft einem Paar, das in einer Kommunikationskrise steckt, dabei, ihre Gefühle auszudrücken und einander zuzuhören. Nach mehreren Sitzungen verbessert sich ihre Beziehung erheblich, und sie entwickeln Strategien, um zukünftige Konflikte zu vermeiden.
  3. Selbstwertprobleme: Eine Klientin mit geringem Selbstwertgefühl arbeitet mit einem Coach, der auf Selbstentwicklung spezialisiert ist. Durch gezielte Übungen und Reflexionen lernt diese, sich selbst zu schätzen und Selbstzweifel zu überwinden.

Negative Beispiele:

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    Überforderung: Ein Life-Coach verspricht, bei schweren Depressionen zu helfen, obwohl er keine Ausbildung im Bereich psychische Gesundheit hat. Dem Klient hilft es nicht und er fühlt sich zunehmend isoliert wie auch hoffnungslos. Er muss in die Psychiatrie.

  2. Unrealistische Versprechen: Ein Coach behauptet, dass er einer Klientin helfen kann, innerhalb von nur drei Monaten zur Geschäftsführerin befördert zu werden. Als dies nicht geschieht, sinkt ihr Selbstwertgefühl noch weiter. Sie ist am Boden zerstört.
  3. Persönliche Agenda: Ein Coach nutzt seine Position aus, um Klienten:innen Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen, die diese nicht brauchen oder wollen, was zu finanziellen Schwierigkeiten und Misstrauen führt. Die Geschichte endet vor Gericht.

Ein unseriöser Coach kann tiefe psychologische Wunden öffnen, ohne die Fähigkeit oder das Wissen zu haben, sie zu heilen. Solche ‚Experten:innen‘ können unrealistische Erwartungen wecken, Selbstzweifel schüren oder gar die mentale Gesundheit ihrer Klienten:innen gefährden. Die Einhaltung ethischer Richtlinien, eine solide Ausbildung und fortlaufende Weiterbildung sind unerlässlich, um als Life-Coach professionelle Unterstützung bieten zu können.

Das Markenzeichen seriöser Coaches

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Zu wissen, was man nicht kann, ist, wie bereits erwähnt, eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Coaches. Ein professioneller Coach sollte in der Lage sein, seine Grenzen zu erkennen und bei Bedarf seinen Klienten:innen an Spezialisten:innen weiter zu verweisen.

Dies erfordert Demut und das Bewusstsein, dass kein Einzelner alle Antworten haben kann.

Darüber hinaus sollten seriöse Coaches über anerkannte Zertifizierungen in ihrem Fachbereich verfügen und ständig danach streben, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Authentisches Feedback von ehemaligen Klienten:innen, Transparenz in Bezug auf ihre Methoden und die Bereitschaft, konkrete Fragen zu ihrer Qualifikation zu beantworten, sind weitere Anzeichen für die Seriosität eines Coaches.

Fazit:

In unserer schnelllebigen und oft überwältigenden Welt kann ein Life-Coach ein unschätzbarer Begleiter sein. Doch es liegt in der Verantwortung des Einzelnen, sicherzustellen, dass dieser nicht nur gut gemeinte Ratschläge gibt, sondern auch die Kompetenz besitzt, echte, nachhaltige Veränderungen zu bewirken.

Ein qualifizierter Coach kann uns helfen, die beste Version von uns selbst zu entdecken und zu leben, während ein Scharlatan uns in noch tiefere Abgründe stürzen kann.