Mrz 31

Studie: Viele Lernende haben Probleme mit sich und der Berufsausbildung.

Autor: PersonalRadar

Eine neue Studie aus der Nordwestschweiz zeigt auf, dass viele junge Menschen, die in der Berufsausbildung stecken, zum Teil mit beträchtlichen Problemen psychischer Natur zu kämpfen haben.

Die Studie wurde mit Hilfe des Kantons Basel-Stadt (Gesundheits- und Erziehungsdepartement), der Psychiatrie Baselland sowie des basel-städtischen Arbeitgeber- respektive Gewerbeverbands erstellt. Sie zeigt auf, dass 60% aller Lehrverhältnisse problematisch verlaufen und darüber hinaus die Corona-Pandemie auch ihre Spuren hinterlassen hat.

(Quelle: www.pixabay.com)

‘…eine Gruppe von Lernenden (rund jeder achte Lernende) mit einem besonders hohen Risiko für einen Problemverlauf und Lehrabbruch zeigt vor allem sozial-emotionale und disziplinarische Auffälligkeiten: sie sind wenig kritikfähig, haben eine verzerrte soziale Wahrnehmung, wenig Einsichtsfähigkeit, Stimmungsschwankungen, Probleme in der Regeleinhaltung, sind leicht ablenkbar und inkonstant in den Leistungen. Dieses Profil ähnelt gewissen psychischen Störungen, zum Beispiel einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung. Solche Störungen sind definitionsgemäss mit unangepasstem Verhalten und Wahrnehmen verbunden. Hier bedarf es neben einer wertschätzenden und gleichzeitig sehr klaren Führung durch die Berufsbildner*innen oft auch einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Unterstützung und einer guten Zusammenarbeit zwischen Behandlung und Berufsbildung (Quelle: Seite 127, Studie: ‚Umgang mit psychisch belasteten Lernenden‘)

Der Psychologe Niklas Baer, der an der Studie mitgearbeitet hat und das Kompetenzzentrum Workmed der Psychiatrie Baselland leitet, sagt: «Wir dürfen psychische Erkrankungen nicht bagatellisieren und sagen: Die haben nichts.» Baer sagt aber auch, was seit dem Zweiten Weltkrieg bekannt ist: 25 Prozent der Bevölkerung, also auch Junge, leiden an psychischen Störungen. Baer weist noch auf einen anderen positiven Aspekt hin: Die Enttabuisierung, das gesellschaftliche und auch mediale Interesse haben zugenommen. «Das ist wichtig.» Aber er sieht auch problematische Punkte. Basel-Stadt hat zum Beispiel die höchste Dichte an Psychiatern, und der Kanton ist auch Spitzenreiter bei den Behandlungen: Was aber fehle, sagt Baer, sei eine Betreuung vor Ort, in Zusammenarbeit mit den Betrieben. Wenn einfach mehr prognostiziert und therapiert werde, «ist das zwar in Ordnung, aber dem Arbeitsmarkt bringt das nichts». Aber wenn einfach mehr therapiert und prognostiziert wird, wird der Arbeitsmarkt noch nicht besser. Heisst konkret: Wenn die Abstimmung, der Austausch fehlt, wird sich vor Ort, im Betrieb, für den erkrankten Lehrling nicht viel ändern (Quelle: BaZ vom 30. März 2022)

Hier geht es zur Studie:

Umgang mit psychisch belasteten Lernenden, eine Befragung von BerufsbildnerInnen in der Deutschweiz (132 Seiten)