10 Schritte: Ablauf und Inhalt eines Job-Interviews.
Spontane und wilde Interviews sind ganz nett, führen aber selten zum Ziel. Viel besser ist, wenn diese geordnet und strukturiert über die Bühne gehen.
Die nachstehende Auflistung verdeutlicht, wie in etwa ein lehrbuchmässiger Ablauf eines Vorstellungsgesprächs aussieht. Selbstverständlich steht es den Rekrutierenden frei, die Form und den Ablauf anzupassen.
1. Beruflicher Werdegang der Bewerbenden
- Stufen der beruflichen Entwicklung
- Besondere berufliche Interessen und Neigungen
- Weitbildungsaktivitäten
2. Persönliche und fachliche Eignung
- Prüfen der fachlichen Eignung
- Prüfen der persönlichen Eignung
- Prüfen der Fähigkeit zu Zusammenarbeit
3. Grund der Bewerbung
- Gründe bezogen auf die bisher ausgeübte Tätigkeit
- Gründe bezogen auf die angestrebte neue Stelle
4. Soziabilität
- Familie
- Freunde
- Hobby
- Erwartungen an künftige Freizeit
5. Ziele und Aufgabe der Abteilung oder des Arbeitsplatzes
- Ziel der Abteilung (innerhalb der Unternehmung)
- Wesentliche Aufgaben des Bereiches
6. Stellenbeschreibung
- Ziele der Stelle
- Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten
- Unterstellungsverhältnis
- Spezialaufgaben
7. Arbeitsbedingungen
- Arbeitszeit
- Arbeitsort
- Team und Führungskräfte
- Kontakte nach aussen
8. Schwerpunkte bezüglich Anforderung
- Sozialkompetenzen wie Einfühlungsvermögen
- Methodenkompetenzen wie Arbeitsmethodik
- Fachkompetenzen wie Branchenwissen
9. Entwicklungsmöglichkeiten
- Gegenseitige Erwartungen
- Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten
- Weiterbildung
10. Frage rund um das Gehalt
- Fixes Gehalt
- Variable Anteile
- aussergewöhnliche Zuwendungen
Strukturiertes Interview
- Leitfaden für Fragen
- Inhalt vorgegeben
Teilstrukturiertes Interview
- Leitfaden für Fragen
- Offene Inhaltbereiche
Freies Interview
- Inhalt und Fragen frei
- Antwortformat offen
In der Regel dauert ein Interview zwischen 30 und maximal 90 Minuten. Je länger das Gespräch dauert umso besser für Sie als Bewerbende/-r, zumindest in den meisten Fällen. Wenn sich Arbeitgebende sicher sind, dass Sie nicht der oder die richtige Kandidat/-in sind, wird das Gespräch relativ schnell über die Bühne gebracht.
„Die ersten Sekunden sind entscheidend – bleiben Sie locker!“
Zur Auflockerung beginnt das Interview meist mit etwas Small-Talk wie „haben Sie uns gut gefunden?“ oder „mieses Wetter heute, nicht wahr?“ etc. Die ersten Momente des Kennenlernens sind entscheidend. Fehlt die ein- oder gegenseitige Sympathie, wird das Gespräch ziemlich sicher ein Misserfolg. Machen Sie sich deshalb aber nicht wahnsinnig. Sympathie kann man nicht erzwingen.
Schauen Sie darauf zu lächeln, freundlich und höflich zu sein sowie den Augenkontakt zu wahren. Platz nimmt man erst, wenn es angeboten wurde. Achten Sie sich auch auf Ihre Körperhaltung. Sitzen Sie aufrecht und leicht vorgebeugt. Die Hände gehören auf den Tisch. Einfache Grundregeln also, mit denen wir alle vertraut sind.
Nun folgt die Kennenlernphase, in welcher sich die Gesprächspartner gegenseitig vorstellen. Diese Selbstpräsentation kann man vorher im stillen Kämmerlein sehr gut üben. In dieser Phase des Gesprächs werden Bewerbenden aber auch das Unternehmen sowie dessen Produkte und Dienstleistungen vorgestellt. Es kann aber auch sein, dass Bewerbende gefragt werden, was diese schon über das Unternehmen und seine Produkte/Dienstleistungen wissen. Auf diese Weise testen Arbeitgebende, wie gut Bewerbende sich auf das Gespräch vorbereitet haben.
Neben den Kenntnissen über die Branche und das Unternehmen werden Rekrutierende vor allem auch nach der Motivation für die Übernahme des Jobs und die Mitarbeit in dem Unternehmen fragen. Typische Fragen lauten hier z.B.
- Warum haben Sie sich auf diese Stelle beworben
- Warum möchten Sie in unserem Unternehmen arbeiten
- Warum möchten Sie den Arbeitsplatz wechseln
Auf diese Fragen sollte man gut vorbereitet sein. Man muss glaubhaft begründen können, warum man ausgerechnet in diesem Job und bei diesem Unternehmen arbeiten möchte. Ansatzpunkte sind hier unter anderem
- besondere Produkte oder Geschäftsbereiche,
- der Ruf der Firma, spannende Kunden,
- ein interessanter Aufgabenbereich,
- Entwicklungsmöglichkeiten,
- die bewusste Entscheidung für einen Konzern oder einen Familienbetrieb inkl. Begründung etc.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs werden Rekrutierende Bewerbende nach dem Werdegang fragen und einzelne Punkte aus dem Lebenslauf aufgreifen. Begründen Sie jeweils ihre Antworten, nicht zu knapp aber auch nicht zu langatmig. Versuchen Sie auf den Punkt zu kommen und die Fragen ohne grosse Umschweife zu beantworten. Vermeiden Sie Schlagworte oder Floskeln und konkretisieren Sie ihre Antworten am bestem mit (praxisnahen) Beispielen.
Neben den beruflichen Qualifikationen interessieren natürlich auch die Persönlichkeit sowie die Sozialkompetenz und Selbstreflektion der Kandidaten/-innen. Typisch ist die Frage nach den Stärken und Schwächen eines Bewerbers. Auch hier sollten die Antworten immer anhand von praktischen Beispielen untermauert werden. Vermeiden Sie deshalb „Adjektiv-Bomben“ wie „ich bin flexibel, teamfähig, belastbar, ausgeglichen…“.
Spätestens wenn Rekrutierende alle Fragen gestellt haben, erhalten Bewerbende die Gelegenheit, im Vorstellungsgespräch eigene Fragen stellen zu können. Angeblich gibt es keine dummen Fragen – im Vorstellungsgespräch aber schon. Man sollte keine Fragen zu Dingen stellen, die im Gespräch schon längst behandelt bzw. geklärt wurden oder die man sich selbst beantworten kann. Seien Sie deshalb immer aufmerksam. Auch Fragen zu Arbeits- oder Urlaubszeiten sowie zu Fringe Benefits (Zusatzleistungen) und Gehalterhöhungen sollte man nicht von sich aus stellen. Warten Sie bis die Rekrutierenden von sich aus das Thema „Anstellungsbedingungen“ anschneiden.
Zum Schluss des Gesprächs wird der Personaler den Bewerber über den weiteren Verlauf informieren und wann man mit einer Rückmeldung rechnen darf. Danach folgt die Verabschiedung. Sollte das Gespräch aus Ihrer Sicht nicht optimal verlaufen sein, wahren Sie die Haltung, bleiben Sie freundlich und bedanken Sie sich für die Zeit, welche sich die rekrutierende Person für Sie genommen hat.
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