Mrz 11

Schranken durchbrechen: Das unerschlossene Arbeitspotenzial wecken.

Autor: PersonalRadar

In der schweizerischen Arbeitswelt wird das Potenzial von Menschen mit Beeinträchtigungen endlich mehr erkannt – ein Wendepunkt, der längst fällig war. Die Integration dieser Menschen in den Arbeitsmarkt zeigt nicht nur positive Effekte auf die Unternehmenskultur, sondern bietet auch finanzielle Entlastungen für den Staat.

(Bildquelle: www.freepik.ch)

Vor allem im Gastgewerbesektor ist eine steigende Beschäftigungsquote von Personen mit Beeinträchtigung zu verzeichnen. Es wäre zu erwarten, dass Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden. Fortschritte in den letzten Jahrzehnten haben die Lebensqualität dieser Menschen erkennbar verbessert, indem sie nicht mehr automatisch in spezialisierte Einrichtungen verwiesen werden, sondern auch in gemeinschaftlichen Wohn- und Arbeitsformen leben können.

Ein vernachlässigtes Potenzial

Jedoch hinkt die schweizerische Arbeitswelt in Bezug auf die Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigung hinterher. Die Eingliederung dieser Menschen stellt eine Herausforderung dar, besonders wenn man bedenkt, dass die Erwerbstätigenquote unter Personen mit Behinderungen deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Dies ist besonders alarmierend bei Personen mit schweren Beeinträchtigungen, wo die Quote noch geringer ausfällt.

Obwohl einige Personen aufgrund ihrer Einschränkungen nicht arbeitsfähig sind, stellt diese Gruppe eine Minderheit dar. Viele Menschen mit Einschränkungen sind arbeitswillig, doch stossen sie häufig auf Barrieren und Vorurteile im Arbeitsmarkt.

Es existieren zwar Einrichtungen, die Arbeitsmöglichkeiten in geschützten Rahmen bieten, doch entsprechen diese nicht immer den Wünschen der Betroffenen nach einer Anstellung in einem regulären Unternehmen. Beispiele innovativer Arbeitsintegration:

1.) Integration in der Technologiebranche:

Technologieunternehmen stehen an der vorderen Front, wenn es um die Anpassung von Arbeitsplätzen für Menschen mit visuellen Beeinträchtigungen geht. Durch die Bereitstellung von spezieller Software, die mit Screenreadern kompatibel ist, und von Hardware, die Braille-Displays unterstützt, schaffen sie ein inklusives Arbeitsumfeld. Dies ermöglicht es blinden und sehbehinderten Mitarbeitenden, effektiv in der Softwareentwicklung und Datenanalyse zu arbeiten. Ein solches Umfeld fördert nicht nur die Gleichheit am Arbeitsplatz, sondern nutzt auch die speziellen Fähigkeiten dieser Mitarbeitenden, wie etwa ihre verstärkte Konzentration auf auditive Informationen und ihre Fähigkeit, Probleme auf einzigartige Weise zu lösen. Unternehmen, die diesen Schritt gehen, profitieren von einem vielfältigeren Team, das in der Lage ist, innovative Softwarelösungen und datengesteuerte Analysen mit einer neuen Perspektive zu liefern.

2.) Öffentliche Verwaltungen und kognitive Herausforderungen:

Öffentliche Verwaltungen, die Programme für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen implementieren, erkennen den Wert dieser einzigartigen Arbeitskräfte. Indem sie gezielt Aufgabenbereiche wie Archivierung, Datenpflege und Assistenzaufgaben auswählen, nutzen sie die Stärken dieser Mitarbeitenden optimal. Solche Programme sind nicht nur ein Beweis für soziale Verantwortung, sondern auch ein kluger Schachzug, um repetitive, aber wichtige Aufgaben effizient zu erfüllen. Diese Mitarbeitende bringen oft eine aussergewöhnliche Detailgenauigkeit und eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Mustererkennung mit, was sie zu wertvollen Aktivposten in ihrer Rolle macht. Ihre Integration fördert nicht nur ein inklusives Arbeitsumfeld, sondern erhöht auch die Produktivität und Zuverlässigkeit in kritischen Verwaltungsbereichen.

3.) Initiativen im Einzelhandel für physische Zugänglichkeit:

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Einzelhandelsketten, die ihre Arbeitsumgebungen anpassen, setzen ein starkes Zeichen für Inklusion und Diversität. Durch die Installation von barrierefreien Kassen- und Warensystemen ermöglichen sie es Menschen mit physischen Einschränkungen, in dynamischen und kundenorientierten Umgebungen zu arbeiten. Diese Anpassungen beinhalten unter anderem höhenverstellbare Arbeitsstationen, automatisierte Lagerlösungen und Zugang zu Hilfsmitteln, die die Selbstständigkeit am Arbeitsplatz fördern. Diese Massnahmen tragen nicht nur dazu bei, eine breitere Palette von Talenten zu erschliessen, sondern verbessern auch das Kundenerlebnis durch die Förderung einer Kultur der Akzeptanz und des Verständnisses.

4.) Produktionsbereich und eingeschränkte Mobilität:

Produktionsbetriebe, die spezielle Arbeitsstationen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität entwickeln, zeigen, wie durch Kreativität und technische Innovation Barrieren abgebaut werden können. Indem sie Arbeitsplätze entwerfen, die ergonomische Lösungen und anpassbare Maschinensteuerungen beinhalten, ermöglichen sie es diesen Mitarbeitenden, aktiv am Fertigungs- und Montageprozess teilzunehmen. Diese Anpassungen maximieren nicht nur die Stärken und Fähigkeiten der Einzelnen, sondern steigern auch die Effizienz und Produktivität. Die Integration solcher Talente in die Produktionslinien führt zu einem vielfältigeren, resilienteren und innovativeren Betrieb.

5.) Kreativität in Agenturen durch psychische Vielfalt:

Kreativagenturen, die die einzigartigen Perspektiven von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen einbeziehen, bereichern den kreativen Prozess enorm. Indem sie ein Umfeld schaffen, das psychische Vielfalt wertschätzt, nutzen sie ein breites Spektrum an Erfahrungen und Sichtweisen, die innovative Lösungen in Werbung und Produktdesign hervorbringen. Diese Mitarbeiter können aussergewöhnliche kreative Denkansätze und ein tiefes Verständnis für menschliche Emotionen und Verhaltensweisen

Proaktive Massnahmen statt staatlicher Vorschriften

(Bildquelle: www.freepik.ch)

Obwohl Unternehmen selbst entscheiden sollten, ob und wie sie Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigen, zeigen die positiven Beispiele, dass mit Kreativität und Anpassungsfähigkeit viele Barrieren überwunden werden können. Die Digitalisierung bietet dabei unterstützende Werkzeuge, um Arbeitsprozesse zugänglicher zu gestalten.

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels ist es umso wichtiger, dass Unternehmen das bisher ungenutzte Potenzial von Arbeitskräften mit Behinderungen erkennen und nutzen. Dies nicht nur zur eigenen Bereicherung, sondern auch zur Entlastung des Staates. Es ist Zeit, die Arbeitswelt für alle zugänglich zu machen und die vielfältigen Talente von Menschen mit Behinderungen vollends zu integrieren.