Okt 15

Burnout durch Bossing: Ist schlechte Führung ein Gesundheitsrisiko?

Autor: PersonalRadar

Bossing manifestiert sich in zahlreichen schädlichen Verhaltensweisen, die nicht nur das Arbeitsklima, sondern auch die psychische Gesundheit der betroffenen Mitarbeiter:innen beeinträchtigen können.

Nachfolgend finden Sie ausführlichere Praxisbeispiele aus dem Berufsalltag, die die Tiefe dieses Problems aufzeigen:

‘Lachnummer’ – Untergrabung der Selbstachtung

(Bildquelle: www.freepik.com)

Emma, eine ambitionierte Verkaufsmitarbeiterin, erfährt regelmässig Spott von ihrer Vorgesetzten. Die Führungskraft minimiert nicht nur ihre Leistungen durch sarkastische und demütigende Kommentare, sondern stellt sie auch regelmässig vor ihrem Team bloss. Emmas Selbstbewusstsein bröckelt, und ihre Motivation, innovative Ideen beizusteuern, verschwindet allmählich, während Anspannung und Stress zunehmen.

‘Held der unmöglichen Aufgabe‘ – Sisyphusarbeiten als Alltag

Andreas, ein engagierter Projektmanager, wird immer wieder mit Projekten betraut, die von vornherein kaum Chancen auf Erfolg haben, da Ressourcen, Zeit oder Unterstützung fehlen. Er gibt sein Bestes, doch wenn die Projekte scheitern, wird er stets für das Misslingen verantwortlich gemacht. Er fühlt sich gefangen in einem Zyklus aus Hoffnung und Enttäuschung und brennt langsam aus.

‘Schattenarbeiter’ – Ignoranz der Leistung

Clara, eine erfahrene Analystin, erbringt stets Top-Leistungen, doch ihre Vorgesetzten nehmen diese nicht zur Kenntnis. Lob und Anerkennung bleiben aus, ihre Beiträge werden in Meetings übersehen oder anderen zugeschrieben. Diese ständige Nichtanerkennung zehrt an Ihrem Selbstwert und Begeisterung für ihre Arbeit.

‘Marionette’ – Kontrolle bis ins Kleinste

Daniel, ein kreativer Grafikdesigner, wird von seinem Vorgesetzten in jedem kleinen Schritt seiner Arbeit kontrolliert. Das ständige Mikromanagement nimmt ihm jeglichen kreativen Freiraum und macht jede Aufgabe zur Qual, da er nie das Gefühl hat, Vertrauen oder Autonomie zu besitzen.

‘Die Unsichtbare’ – systematische Ausgrenzung

Claudia, eine motivierte Marketing-Spezialistin, wird systematisch von wichtigen Meetings und Projekten ausgeschlossen. Diese Ausgrenzung vermittelt ihr das Gefühl, nicht dazuzugehören oder nicht wichtig für das Team oder Unternehmen zu sein, was ihre psychische Gesundheit erheblich beeinträchtigt.

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‘Buhmann’ – Zuweisung der Fehler

Markus, ein IT-Spezialist, wird regelmässig für Fehler verantwortlich gemacht, die nicht in seinem Zuständigkeitsbereich liegen. Ständige ungerechtfertigte Kritik und das Fehlen von Unterstützung lassen ihn immer mehr in die Erschöpfung abdriften.

‘Der Unerwünschte’ – offene Ablehnung

Sophia, eine talentierte Ingenieurin, spürt die offene Ablehnung ihrer Führungskraft, die ihre Vorschläge ständig ablehnt und ihre Kompetenzen in Frage stellt. Diese feindliche Atmosphäre führt bei Sophia zu ständiger Anspannung und Unsicherheit.

‘Der Überlastete’ – exzessive Arbeitsbelastung

Benjamin, ein Kundenberater, sieht sich einer übermässigen Arbeitslast gegenüber. Sein Vorgesetzter lädt ihm immer mehr Aufgaben auf, ohne Rücksicht auf seine Kapazitäten und Gesundheit. Benjamin verliert allmählich die Balance zwischen Beruf und Privatleben.

‘Ewig in der Warteschleife’ – Karriere wird blockiert

Olivia, eine erfahrene Forscherin, wird trotz ihrer Qualifikationen und Erfolge immer wieder bei Beförderungen übergangen. Ihr Chef blockiert aktiv ihre Karriereentwicklung, indem er ihre Leistungen minimiert und sie bei Aufstiegschancen übersieht.

‘Der Sündenbock’ – unfaire Behandlung

Max, ein versierter Software-Entwickler, wird ständig für Teamfehler verantwortlich gemacht, obwohl er nicht der alleinige Urheber ist. Diese ständige unrechtmässige Beschuldigung führt bei Max zu Resignation und Desinteresse an Teamprojekten.

Jedes dieser Beispiele beleuchtet, wie Bossing auf unterschiedliche Weisen in den Berufsalltag integriert sein kann und wie vielfältig die Folgen für die psychische Gesundheit der Betroffenen sind. Es ist unabdingbar, das Bewusstsein für diese schädlichen Praktiken zu schärfen und präventive sowie intervenierende Strategien in Unternehmen zu implementieren.

Die Wirtschaftlichen Auswirkungen von Bossing und Strategien zur Verbesserung

(Bildquelle: www.freepik.com)

Bossing ist nicht nur destruktiv für die individuelle psychische Gesundheit der Mitarbeiter:innen, sondern es stellt auch eine erhebliche finanzielle Belastung für Unternehmen dar. Die Kosten sind multifaktoriell und beinhalten Aspekte wie erhöhte Fehlzeiten, verminderter Produktivität, steigende Krankheitskosten und potenzielle Rechtsstreitigkeiten. Hinzu kommt der Verlust von Talenten, wenn frustrierte Mitarbeiter:innen das Unternehmen verlassen, und der damit verbundene Kosten- und Zeitaufwand für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Kräfte.

Der Ruf eines Unternehmens kann durch Bossing ebenfalls Schaden nehmen. Die Mitarbeiterbindung sinkt, und das Employer Branding leidet, was die Fähigkeit des Unternehmens, qualifizierte und engagierte neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen, beeinträchtigen kann.

Strategien zur Minimierung von Bossing und zur Verbesserung der Führung

Eine gesunde Unternehmenskultur, die Respekt, Anerkennung und Fairness betont, ist unerlässlich. Sie sollte von der Geschäftsleitung vorgelebt und in alle Unternehmensbereiche getragen werden.

  • Anonyme Meldekanäle: Es sollte sichergestellt werden, dass Mitarbeiter:innen, die Bossing erleben oder beobachten, dies anonym melden können, ohne Angst vor Repressalien haben zu müssen.
  • Führungskräftetraining: Regelmässige Schulungen und Workshops für Führungskräfte können dazu beitragen, ein Bewusstsein für gesunde Führungsmethoden zu schaffen und die nötigen Kompetenzen zu entwickeln, um ein positives Arbeitsumfeld zu fördern.
  • Kommunikation fördern: Ein offener Dialog zwischen Mitarbeitenden und Management kann dazu beitragen, Probleme frühzeitig zu erkennen und anzugehen, bevor sie eskalieren.
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    Externes Coaching: Manchmal kann es hilfreich sein, externe Coaches oder Psychologen:innen zurate zu ziehen, um bestehende Führungskräfte zu schulen oder um Unterstützung für Teams anzubieten, in denen Bossing ein Problem darstellt.

  • Fairer Umgang mit Konflikten: Ein strukturierter und fairer Ansatz zur Lösung von Konflikten, inklusive klarer Richtlinien und Konsequenzen bei Verstössen gegen die Unternehmensrichtlinien, ist entscheidend.
  • Regelmässige Evaluierungen: Durch regelmässige Umfragen oder Evaluierungen zur Mitarbeiterzufriedenheit kann das Unternehmen einen kontinuierlichen Einblick in das Betriebsklima gewinnen und proaktiv handeln, wenn Probleme auftauchen.

Ein proaktiver Ansatz zur Vermeidung von Bossing ist unerlässlich. Sie schützt nicht nur die psychische Gesundheit der Mitarbeiter:innen, sondern ist auch eine solide Investition in die Wirtschaftlichkeit und Reputation des Unternehmens.

Indem man eine Kultur schafft, die auf Respekt und Unterstützung basiert, stellt man sicher, dass das Arbeitsumfeld fruchtbar, gesund und motivierend für alle Beteiligten ist. Damit lässt sich besser Geld verdienen und die Kosten für die Personalfluktuation sinken deutlich.