Feb 25

Fördert die Multioptions-Gesellschaft das Job-Hopping?

Autor: PersonalRadar

Früher war der schnelle Wechsel von einem Job zum anderen verpönt. Das Verhalten war eindeutig negativ besetzt. Man galt schnell als unzuverlässig und nicht bindungsfähig.

‚Job-Hüpfer‘ kosten nicht nur Geld, sondern auch recht viel Nerven. Man weiss nie genau wann sie sich vom Acker machen. Meistens dann, wenn endlich mit ihrer Hilfe die Ernte eingefahren werden kann. Aber plötzlich sind sie weg und die Ernte wird verregnet. Es gibt auch das Job-Hopping beim gleichen Arbeitgeber. Und dass kann dann für beide Seiten sehr gewinnbringend sein. Mitarbeitende bleiben der Firma erhalten, das Wissen ebenso und die Weiterentwicklung beim gleichen Arbeitgeber ist auch gesichert. So ist aus mancher Tellerwäscherkarriere eine richtige geworden (Bildquelle: www.pixabay.com)

Es kommen jedoch neue Teilnehmende auf den Arbeitsmarkt, die mit dem Anspruch erzogen wurden das alles möglich ist. Die hoch gepriesene Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber scheint ein Relikt aus vergangenen Tagen zu sein. Junge Menschen orientieren sich auch immer öfters an einer Sache oder Aufgabe in der Firma, wie zum Beispiel ein interessantes Projekt, wo der Arbeitgeber als solches gar nicht mehr so eine grosse Rolle spielt. Hauptsache die Tätigkeit ist interessant und gut bezahlt. Ob es sich dann um Firma X oder Firma Y handelt, steht nicht mehr so stark im Vordergrund. Ist dann das Projekt fertig und kommt kein neues dazu, wird der Wechsel mit allergrösster Selbstverständlichkeit vollzogen. Diese Wechselbereitschaft stellt Firmen mitunter vor grosse Probleme. Wissen und Beziehungen gehen so schnell weg und die eingesetzten finanziellen Mittel, bis Mitarbeitende wirklich auch gewinnbringend sind, gehen noch schneller fett ins Geld.

Aber auch die Firmen sind nicht mehr so loyal. Hustet die Weltwirtschaft, brechen die Umsätze ein und muss der Gürtel enger geschnallt werden, dann wird auch schnell Personal entlassen. Das RAV dient dann als ‚Einkommens-Puffer’ bis die nächste wirtschaftliche Hausse wieder am Firmament steht und neue Jobangebote eintreffen.

Es gibt aber verschiedene Job-Hoppers, die sich in ihrer eigentlichen Intention stark unterscheiden. Zum Beispiel kleben Hochschulabgänger/-innen nicht ewig am ersten beruflichen Engagement. Auch die Arbeitgeber wissen das. Je früher essentielles berufliches Wissen erworben werden kann, desto schneller wächst die Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt. Die Wechselbereitschaft steigt stark an, wenn diese nicht durch interessante interne Angebote gestoppt werden kann. Viele Unternehmen wissen das. Junge Menschen ‚frisch ab Presse’ bringen aber auch immer wieder innovative Ideen in die Firma und sorgen dafür, dass diese mit neustem Wissen – zum Beispiel aus der Forschung – bestimmte Bereiche einer Firma versorgen und inspirieren. Erfahrungsgemäss wird ein solcher Wechsel das erste oder zweite Mal in einer relativ kurzen Zeit von eins bis drei Jahren realisiert, bis solche Hochschulabgänger dann endlich an ihrem beruflichen Bestimmungsort angekommen sind.

Es gibt aber auch solche, die vor der Verantwortung flüchten und dann gehen, wenn die Leistung richtig messbar wird. Viele dieser Sorte von Job-Hoppers wissen schon lange vorher, dass sie die gesetzten Leistungsmarken nicht erreichen werden und sich vor dem direkten Vergleich mit anderen Leistungsträgern fürchten.

Es gibt Job-Hoppers, die lange an der gleichen Quelle in verschiedenen Positionen bleiben und etwas im Beutel haben… (Bildquelle: www.pixabay.com, Fotograf: Gerald Friedrich)

Das wirkt sich meistens nachteilig für den Arbeitgeber aus. Bevor sich eine solche ‚Kompetenz- und Wissensakquisition’ richtig bezahlt macht, muss das Unternehmen tief in die Tasche greifen, bevor der ROI überhaupt sich auswirkt. Ist das jedoch eine Person, die sich von der Mess- und Vergleichbarkeit scheut, dann nützt das beste Retentionmanagement der Personalabteilung nichts. Die Art von Mitarbeitenden sind dann schneller weg als einem lieb sein kann. Zudem gibt es auch solche, die immer auf der Pirsch sind und den Arbeitgeber als ultimativen ‚Lender of last resort’ suchen, wo man sich dann beruflich niederlässt und zur Ruhe kommt. Sie suchen die Herausforderung und den Stimulus. Meistens sind diese Engagements von kurzer Dauer. Hat sich der Stimulus verdrückt und flacht die Herausforderung angeblich ab, dann schauen sich schon nach dem nächsten Kick um.

Es gibt aber auch Berufe, wo der Wechsel System hat und auch erwartet wird. Die Hotellerie und Gastronomie ist eine typische Wechselbranche. Wer das nicht mitmacht, kommt in diesem Gewerbe nicht weit. Auch die Finanzjobs verlangen eine gewisse Wechselfreudigkeit, bis man sich etabliert. Dort ist es allerdings im Moment so, dass der Wechsel, verursacht durch Rausschmisse, viel grösser ist, als jener die ihn selber wählen und entscheiden. Auch in der Werbe- und Marketingbranche wird es gerne gesehen, wenn man Berufserfahrungen bei anderen Firmen gesammelt hat. Wenn es bei der lieben Konkurrenz ist, umso besser. Man erfährt dann noch so ‚by the way‘ was die so tun, um bei den Kreativprozessen punkten zu können.

Gibt es Jobs wo keine Langeweile ausbricht? Selbstverständlich nicht. Jede Tätigkeit wird mal repetitiv.

‚Job-Hüpfer‘ wird es in reifen Arbeitsmärkten immer mehr geben. Unternehmen sind gut beraten, wenn sie sich darauf einstellen (Bildquelle: www.pixabay.com, Fotograf: dife88)

Job-Hoppers wird es immer geben. Wenn man die Fähigen jedoch in einen klugen Rotationszyklus einbindet und interne Entwicklungschancen zulässt, dann werden die Job-Hoppers einen starken Gewinn werden. Es gilt aber auf dem Arbeitsmarkt immer noch das eiserne Prinzip, dass Jobhoppers, wenn sie nicht gerade in einer Branche stecken, wo dieses Verhalten gang und gäbe ist, sich mit ihrem Verhalten suspekt machen, viel kosten und zu meiden sind. Das Jobhoppen bleibt, trotz dem gesellschaftlichen Wandel, verpönt. Wer will schon jemand einstellen, dessen Tinte auf dem Arbeitsvertrag noch nicht trocken und schon wieder auf dem Sprung ist?