Sep 21

Der Paradigmenwechsel im Kampf um Talente: Unternehmen bewerben sich bei Bewerber:innen

Autor: PersonalRadar

Die Schweizer Arbeitswelt erfährt einen grundlegenden Paradigmenwechsel. Statt in der herkömmlichen Rolle des Arbeitgebers zu verharren, sind Unternehmen gezwungen, sich selbst als attraktive Arbeitgebende zu positionieren und sich aktiv bei den Bewerber:innen zu bewerben.

Dieser Wandel stellt nicht nur die traditionelle Hierarchie zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Frage, sondern verlangt auch nach einem tiefgreifenden Umdenken in der Art und Weise, wie Unternehmen Talente anziehen und binden.

Der Fachkräftemangel in der Schweiz: Realität und Herausforderung

Die Arbeitsmärkte werden umgepflügt… (Bildquelle: www.pixabay.com)

Der Fachkräftemangel ist in der Schweiz nicht länger eine theoretische Bedrohung, sondern eine drängende Realität. Insbesondere in Branchen wie der Finanzdienstleistungs- und der Pharmaindustrie sehen sich Unternehmen mit einem akuten Mangel an hochqualifizierten Fachkräften konfrontiert. Ein anschauliches Beispiel aus der Pharmabranche zeigt, wie Roche und Novartis, zwei der grössten Pharmaunternehmen der Schweiz, sich in einen regelrechten Wettbewerb um die besten Forschungstalente begeben. Diese Unternehmen haben erkannt, dass der Schlüssel zum Erfolg nicht nur in der Entwicklung innovativer Medikamente liegt, sondern auch darin, die klügsten Köpfe für sich zu gewinnen, um diesen Fortschritt voranzutreiben.

Die Bewerbung der Schweizer Unternehmen: Ein breites Spektrum von Aktivitäten

Die Bewerbung von Unternehmen in der Schweiz erstreckt sich über eine breite Palette von Aktivitäten, die darauf abzielen, Bewerbernde auf verschiedenen Ebenen anzusprechen und zu überzeugen:

  • Die Homepage als Aushängeschild: Schweizer Unternehmen wie Nestlé, einer der weltweit grössten Lebensmittelkonzerne, haben erkannt, dass ihre Unternehmenswebsite nicht nur ein Schaufenster für ihre Produkte sein sollte, sondern auch eine Plattform, um Einblicke in ihre Unternehmenskultur und ihre Werte zu gewähren. Eine solche Website vermittelt Bewerbernden nicht nur Informationen über offene Stellen, sondern auch ein Gefühl dafür, wie es ist, Teil des Unternehmens zu sein.
  • Die Macht der sozialen Medien: In einer Ära der digitalen Vernetzung nutzen Schweizer Unternehmen wie Swiss Re und ABB die sozialen Medien geschickt, um nicht nur Stellenangebote zu teilen, sondern auch die Facetten ihrer Arbeitgebermarke zu präsentieren. LinkedIn wird zunehmend zum Schauplatz, auf dem Unternehmen ihre Unternehmenskultur, ihre Erfolge und ihre Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen. Diese Plattformen werden genutzt, um zu zeigen, dass die Unternehmen nicht nur nach Arbeitskräften suchen, sondern auch nach langfristigen Mitarbeitenden, die sich mit ihrem Unternehmen identifizieren.
  • Arbeitswelt-Design: Die Gestaltung der Arbeitsumgebung spielt eine entscheidende Rolle bei der Anziehung von Talenten. Schweizer Unternehmen wie Zurich Insurance Group und Swatch Group setzen auf moderne und inspirierende Büros, die nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend sind. Diese Umgebungen ziehen nicht nur Fachkräfte an, sondern auch Menschen, die nach einem inspirierenden Arbeitsplatz suchen.
  • Charisma und Stimmung der Recruiter:innen: Die Persönlichkeit und die Fähigkeiten der Recruiter:innen sind von entscheidender Bedeutung. Unternehmen wie Swarovski und SBB legen Wert darauf, Recruiter einzusetzen, die nicht nur die fachlichen Qualifikationen der Bewerbernden prüfen, sondern auch die kulturelle Übereinstimmung und die Leidenschaft für die Marke des Unternehmens bewerten. Dies unterstreicht, dass die Recruiter:innen den Unterschied machen können, wenn es darum geht, die besten Talente für das Unternehmen zu gewinnen.Die Notwendigkeit der Vernetzung: Zusammenarbeit für den Erfolg

Erfolgreiches Recruiting in der Schweiz erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens:

  • Bevor man ernten kann, muss man säen. Firmen müssen sich in Zukunft viel mehr in die Aussenwirkung investieren und aufzeigen, warum man bei ihnen arbeiten soll (Bildquelle: www.pixabay.com)

    Branding: Die Abteilung für Unternehmensbranding muss eng mit dem Personalwesen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die externe und interne Wahrnehmung des Unternehmens kohärent ist. Ein Paradebeispiel ist Rolex, ein Schweizer Unternehmen, das nicht nur Uhren, sondern auch ein exklusives Image verkauft. Die Marke Rolex als Arbeitgeber strahlt denselben Luxus und die gleiche Exklusivität aus wie ihre Produkte.

  • Gestaltung der Arbeitswelt: Die Gestalter der Arbeitsumgebung müssen die Werte und die Kultur des Unternehmens in die physische Umgebung einbetten. Unternehmen wie Swisscom, ein führender Telekommunikationsanbieter, haben innovative Büros geschaffen, die die Kreativität und die Zusammenarbeit fördern. Dies zieht nicht nur Technologieexperten an, sondern auch Menschen, die in einer inspirierenden Umgebung arbeiten möchten.
  • Social Media Management: Die Verantwortlichen für soziale Medien müssen eng mit dem HR-Team zusammenarbeiten, um eine konsistente und ansprechende Präsenz in den sozialen Medien sicherzustellen. Unternehmen wie die UBS nutzen Plattformen wie Twitter und Instagram, um nicht nur über Finanzdienstleistungen zu informieren, sondern auch Einblicke in das vielfältige und dynamische Arbeitsumfeld zu geben. Dies zieht nicht nur Finanzexperten:innen an, sondern auch Menschen, die die Vielfalt und Dynamik schätzen.
  • Innovation und gesellschaftliches Engagement: Die Innovationsabteilung und die CSR-Abteilung (Corporate Social Responsibility) können dazu beitragen, das Unternehmensimage zu stärken und es für Bewerber noch attraktiver zu machen. Ein Unternehmen wie Nestlé, das sich für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung engagiert, zieht nicht nur erfahrene Fachkräfte an, sondern auch diejenigen, die an einer sinnvollen Arbeit interessiert sind und einen Beitrag zur Gesellschaft leisten möchten

Die Zukunft des Recruitings in der Schweiz

Der Paradigmenwechsel im Kampf um Talente ist in der Schweiz von entscheidender Bedeutung. Die Zukunft des Recruitings liegt nicht mehr allein in den Händen der Bewerbernden, sondern in der aktiven Bewerbung der Unternehmen.

Schweizer Unternehmen, die diesen Wandel erfolgreich gestalten, werden diejenigen sein, die im nationalen wie auch internationalen Wettbewerb um Talente triumphieren.

Die Schweiz, als ein Land, das auf hochqualifizierte Arbeitskräfte angewiesen ist, hat die Gelegenheit, die Talentsuche und -bindung als einen strategischen Wettbewerbsvorteil zu begreifen und die besten Köpfe in die Zukunft zu führen. In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt ist dies der Weg, um erfolgreich zu sein und die besten Talente für die Schweiz zu gewinnen.