Nov 6

Das Mienenspiel der Zufriedenheit hat im Arbeitszeugnis eine grosse Ausdruckskraft.

Autor: PersonalRadar

In den Zeugnissen gibt es immer wieder diese vollmundigen Formulierungen. Oft liest sich etwas besonders gut oder hört sich nett an. Was bedeutet es aber wirklich, wenn in einem Zeugnis steht: ‚Er hat stets in jeder Hinsicht sehr gute Leistungen erbracht’. Ist das nun gut oder schlecht?

Die nachfolgende Liste ist vielleicht nicht ganz vollständig. Sie beinhaltet jedoch alle wichtigen Bezeichnungen, um die codierte Zeugnissprache, die nach wie vor weit verbreitet ist und sich grosser Beliebtheit erfreut, besser nach entschlüsseln zu können.

Formulierungen Klartext Note
* Stets zur vollsten Zufriedenheit sehr gute Leistungen sehr gut
Stets in jeder Hinsicht sehr gute Leistungen sehr gut
Vollste Zufriedenheit leichte Abwertung von der Höchstleistung sehr gut –
Immer sehr zufrieden erhebliche Abwertung der Höchstleistung gut
Stets volle Zufriedenheit gute Leistungen gut +
Stets sehr zufrieden gute Leistungen gut
Volle Zufriedenheit befriedigende Leistungen befriedigend
Waren immer zufrieden durchschnittliche Leistungen befriedigend
Stets zur Zufriedenheit unterdurchschnittliche

Leistungen

befriedigend –
Waren befriedigend unterdurchschnittliche

Leistungen

befriedigend –
Zu (unserer) Zufriedenheit ausreichende Leistungen ausreichend
Waren zufrieden ausreichende Leistungen ausreichend
Im grossen und ganzen zufrieden sehr schlechte Leistungen mangelhaft
Hat sich bemüht … zu unserer Zufriedenheit zu erledigen erhebliche Mängel mangelhaft
War stets bemüht gravierende Mängel mangelhaft –
War stets bemüht/hat sich bemüht absolut unzureichende Leistung ungenügend
Unseren Erwartungen entsprochen vollkommen unzureichende Leistungen ungenügen

* ‚Stets zur vollsten Zufriedenheit …’ beschreibt in der Zeugnissprache die Note „sehr gut“. Allerdings darf man diese Formel nie isoliert betrachten, denn ein gutes Zeugnis setzt sich aus vielen Bausteinen zusammen. Wirken andere Bausteine nicht stimmig, so nützt eine perfekte Zufriedenheitsformel wenig.

Es gibt Zeugnisaussteller, die verzichten auf die „vollste Zufriedenheit“ und belassen es bei der „vollen Zufriedenheit“, weil das Wort „vollste“ nicht korrektes Deutsch ist. Diese Unrichtigkeit hat sich allerdings fest in der deutschen Zeugnissprache eingenistet. Zeugnisse, in denen von der „vollen Zufriedenheit“ die Rede ist, reflektieren nach allgemeiner Ansicht die Note ‚gut‘ und nicht „sehr gut“.

Andere, gleichwertige Formulierungen lauten z.B.: „Wir waren mit seinen Leistungen stets ausserordentlich zufrieden.“, „Die Leistungen haben jederzeit und in jeder Hinsicht unsere volle Anerkennung gefunden.“, „Die Leistungen werden zusammengefasst als sehr gut beurteilt.“