Nov 6

Geheime Codes im Arbeitszeugnis sind schon lange nicht mehr geheim. Hier eine kleine Übersetzungshilfe.

Autor: PersonalRadar

Codierte Ausdrücke im Arbeitszeugnis sind nach wie vor sehr verbreitet. Die korrekte Anwendung dieser ist oft kompliziert und trägt viel zur Verwirrung bei.

Gerade jenen macht es besonders Mühe, die bei der Anwendung dieser Codes keine Übung haben und im schlimmsten Fall Formulierungen wählen, die gerade das Gegenteil bedeuten. Bei heiklen Situationen ist es ohnehin immer ratsam mit den Arbeitnehmenden über das Zeugnis zu sprechen. Meistens lohnt es sich einen Entwurf zu machen und diesen mit der betroffenen Person zu besprechen. Ist man sich seiner Sache nicht sicher, ist es auch sinnvoll, wenn man eine sachverständige Person zur Rate zieht, die mit dem modernen Arbeitsrecht vertraut ist und um das Minenfeld der Formulierungen weiss.

Am besten ist es aber nach wie vor, wenn eine uncodierte Sprache im Zeugnis obsiegt und man dies am Schluss des Textes auch ausdrücklich noch einmal erwähnt, damit die Lesenden sofort feststellen, dass keine Codierungen verwendet wurden.

(Grafik; PKS Personal AG by Tobias Wagner)

Nachfolgend die Liste der in der Zeugnissprache immer noch weit verbreiteten Codierungen:

Bedeutung
Formulierung
Fachwissen
Sehr gut Er verfügt über umfassende Fachkenntnisse, auch in Randbereichen.
Gut Er verfügt über umfassende Fachkenntnisse.
Befriedigend Er verfügt über solide Fachkenntnisse.
Ausreichend Er verfügt über ein solides Grundwissen in seinem Arbeitsbereich.
Mangelhaft Er verfügt über entwicklungsfähige Kenntnisse seines Arbeitsbereichs.
Ungenügend Er hatte Gelegenheit, sich die erforderlichen Kenntnisse seines Arbeitsbereichs anzueignen.
 

Auffassungsgabe und Problemlösungsfähigkeit

Sehr gut Er ist in der Lage, auch schwierige Situationen sofort zutreffend zu erfassen und schnell richtige Lösungen zu finden.
Gut Er überblickt schwierige Zusammenhänge, erkennt das Wesentliche und ist in der Lage, schnell Lösungen aufzuzeigen.
Befriedigend Er findet sich in neuen Situationen zurecht und ist auch in der Lage, komplizierte Zusammenhänge zu erfassen.
Ausreichend Er ist mit Unterstützung seiner Vorgesetzten neuen Situationen gewachsen und in der Lage, komplizierte Zusammenhänge nachzuvollziehen.
Mangelhaft Er ist mit Unterstützung seiner Vorgesetzten neuen Situationen im Wesentlichen gewachsen.
Ungenügend Er war bemüht, mit Unterstützung seiner Vorgesetzten neuen Situationen gerecht zu werden.
 

Leistungsbereitschaft und Eigeninitiative

Sehr gut Er zeigte stets Eigeninitiative und überzeugte durch seine grosse Leistungsbereitschaft.
Gut Er ergriff von sich aus die Initiative und setzte sich mit überdurchschnittlicher Einsatzbereitschaft für unser Unternehmen ein
Befriedigend Er zeigte Einsatzbereitschaft und Eigeninitiative.
Ausreichend Er hat der geforderten Einsatzbereitschaft entsprochen.
Mangelhaft Er hat der geforderten Einsatzbereitschaft im Wesentlichen entsprochen.
Ungenügend Er hat sich bemüht, der geforderten Einsatzbereitschaft zu entsprechen.
 

Belastbarkeit

Sehr gut Auch stärkstem Arbeitsanfall ist er jederzeit gewachsen.
Gut Auch starkem Arbeitsanfall ist er jederzeit gewachsen.
Befriedigend Er ist starkem Arbeitsanfall gewachsen.
Ausreichend Er ist dem üblichen Arbeitsanfall gewachsen.
Mangelhaft Er ist dem üblichen Arbeitsanfall im Wesentlichen gewachsen.
Ungenügend Er ist bemüht, den üblichen Arbeitsanfall zu bewältigen.
 

Denk- und Urteilsvermögen

Sehr gut Besonders hervorzuheben ist seine Urteilsfähigkeit, die ihn auch in schwierigen Lagen zu einem eigenständigen, abgewogenen und zutreffenden Urteil befähigt.
Gut Seine Urteilsfähigkeit ist geprägt durch seine klare und logische Gedankenführung, die ihn zu sicheren Urteilen befähigt.
Befriedigend Seine folgerichtige Denkweise kennzeichnet seine sichere Urteilsfähigkeit in vertrauten Zusammenhängen.
Ausreichend Seine folgerichtige Denkweise kennzeichnet seine sichere Urteilsfähigkeit in vertrauten Zusammenhängen.
Mangelhaft Im vertrauten Zusammenhang kann er sich im Wesentlichen auf seine Urteilsfähigkeit stützen.
Ungenügend Seine Urteilsfähigkeit ist geprägt durch sprunghafte, teils widersprüchliche Gedankenführung ohne zu erkennen, worauf es ankommt.
 

Zuverlässigkeit

Sehr gut Er arbeitete stets sehr zuverlässig und genau.
Gut Er arbeitete stets zuverlässig und gewissenhaft.
Befriedigend Er arbeitete zuverlässig und gewissenhaft.
Ausreichend Er bewältigte die entscheidenden Aufgaben zuverlässig.
Mangelhaft Er arbeitete in der Regel zuverlässig
Ungenügend Er ist um zuverlässige Arbeitsweise bemüht.
 

Fachkönnen

Sehr gut Er beherrscht seinen Arbeitsbereich selbständig und sicher, hat oft neue Ideen und findet optimale Lösungen.
Gut Er bewältigt seinen Arbeitsbereich selbständig und sicher, findet gute Lösungen und hat neue Ideen.
Befriedigend Er bewältigt seinen Arbeitsbereich sicher und findet brauchbare Lösungen.
Ausreichend Er bewältigt seinen Aufgabenbereich.
Mangelhaft Er bewältigt im Wesentlichen die in seinem Aufgabenbereich anfallenden Aufgaben.
Ungenügend Er ist bestrebt, seinen Arbeitsbereich zu bewältigen.
 

Führungsfähigkeit

Sehr gut Er besitzt eine natürliche Autorität, geniesst das Vertrauen seiner Mitarbeiter und wird von ihnen anerkannt und geschätzt. Er versteht es, seine Mitarbeiter sicher einzuschätzen und sie zu sehr guten Leistungen zu führen.
Gut Er wird von seinen Mitarbeitern anerkannt und geschätzt und ist in der Lage, die Mitarbeiter entsprechend ihren Fähigkeiten einzusetzen und mit ihnen gute Leistungen zu erzielen.
Befriedigend Er wird von seinen Mitarbeitern geachtet und besitzt die Fähigkeit, Mitarbeiter anzuleiten und verantwortungsbewusst zu den gewünschten Leistungen zu führen.
Ausreichend Er ist in der Lage, seine Mitarbeiter anzuleiten und verantwortlich zu führen.
Mangelhaft Er ist in der Lage, mit den von ihm geführten Mitarbeitern die seiner Abteilung gesteckten Ziele im Wesentlichen zu erreichen.
Ungenügend Er ist bestrebt, die in seinem Referat auftretenden Probleme auf der Grundlage des in unserem Hause praktizierten Führungsstils zu analysieren und zu lösen.
 

Beurteilung der persönlichen Führung

Sehr gut Das persönliche Verhalten war stets vorbildlich. Bei Vorgesetzten, Kollegen und Geschäftspartnern ist er sehr geschätzt.
Gut Das persönliche Verhalten war stets einwandfrei. Bei Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern ist er geschätzt.
Befriedigend Das persönliche Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war einwandfrei.
Ausreichend Das persönliche Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war höflich und korrekt. Seine Führung gab uns zu Beanstandungen keinen Anlass.
Mangelhaft Das persönliche Verhalten war im Wesentlichen einwandfrei. Das persönliche Verhalten gegenüber Kollegen und Geschäftspartnern war einwandfrei (kann auf Mängel im Verhalten zu Vorgesetzten hindeuten). Das persönliche Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Geschäftspartnern war einwandfrei (kann auf Probleme mit Kollegen hinweisen).
Ungenügend Das persönliche Verhalten war nicht frei von Beanstandungen. Ihm fiel es schwer, sich in die betriebliche Ordnung einzufügen. Das persönliche Verhalten war nicht frei von Beanstandungen. Im Umgang mit Vorgesetzten ergaben sich Probleme. Das persönliche Verhalten war nicht frei von Beanstandungen. Im Umgang mit Kollegen entstanden Probleme in der Zusammenarbeit.

Und nachfolgend kommen die kritischen Momente in einem Arbeitszeugnis; die sogenannten k.o.-Formulierungen. Auch hier ist es ratsam, diese nur in homöopathischer Dosierung zu verwenden.

Jene die Arbeitszeugnisse erhalten, haben auch starke Rechte. Sie können jederzeit vor ein Arbeitsgericht gehen und diese Zeugnisse anfechten. Auch hier ist es ratsam bei Bedarf eine sachverständige Person ins Vertrauen zu ziehen, die auch die Konsequenzen von gewissen Codierungen richtig beurteilen oder einschätzen kann.

k.o.-Formulierung Bedeutung
 

Arbeitsleistung

Keine Bemerkungen Es muss davon ausgegangen werden, dass die Leistungen nicht genügten!
„… erledigte alle Arbeiten mit grossem Fleiss und Interesse.“ oder „… bemühte sich, seine Aufgaben so gut wie möglich …“ Leistungen befriedigten nicht, obwohl er sich Mühe gab!
„Die ihm übertragenen Aufgaben erledigte er mit grossem Fleiss.“ bemühte sich, die Arbeit richtig zu erledigen, war aber nicht tüchtig!
„… hat sich stets bemüht, die ihm übertragenen Arbeiten zu unserer Zufriedenheit zu erledigen.“ Fähigkeiten sind minimal, aber er ist willig!
„Wir schätzten seinen grossen Eifer.“ war ein Streber, ohne allerdings den Anforderungen zu genügen!
„Wir bescheinigen ihm gerne, dass er sich den ihm übertragenen Aufgaben mit Eifer gewidmet hat.“ Eifer ja, Erfolg nein!
„… hat an allen ihm gestellten Aufgaben mit grossem Fleiss gearbeitet.“ Fleiss ja, Erfolg nein!
„Allen Aufgaben hat er sich mit Begeisterung gewidmet.“ Begeisterung ja, Erfolg nein!
„Die ihm gemässen Aufgaben …“ Die anspruchslosen Aufgaben ….!
„… arbeitete mit grösster Genauigkeit.“ erbsenzählender, langsamer und unflexibler Pedant!
„Wir bestätigen gerne, dass er mit Fleiss, Ehrlichkeit und Pünktlichkeit an seine Aufgaben herangegangen ist.“ Es fehlte ihm die fachliche Qualifikation!
„… hat alle übertragenen Arbeiten ordnungs-gemäss erledigt.“ oder „Die Aufgaben, die wir ihm übertrugen, hat er zu unserer Zufriedenheit erledigt.“ Keine Eigeninitiative: Er erledigte wirklich nur die Aufgaben, die man ihm explizit auferlegte; ansonsten blieb er passiv, war also allenfalls Durchschnitt!
„… möchten wir seine Fähigkeiten hervorheben, die Aufgaben mit vollem Erfolg zu delegieren.“ drückte sich vor der Arbeit, wo er nur konnte!
„… hat sich im Rahmen seiner Fähigkeiten eingesetzt.“ sehr schwache Leistung!
„… hat unseren Erwartungen im Wesentlichen entsprochen.“ Leistungen waren schlicht mangelhaft!
„… hat sich bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden.“ hat versagt!
„… zeigte für die Arbeit Verständnis.“ keine gute Arbeitsleistung oder sogar Faulpelz!
„ … angebotenen Leistungen lagen stets im Bereich seiner Fähigkeiten.“ Fähigkeiten waren sehr schlecht, weshalb er dem Unternehmen nichts brachte!
„… zeigte sich den Belastungen gewachsen.“ war nicht besonders, allenfalls ausreichend belastbar.
„… hat sich stets um gute Vorschläge bemüht.“ wusste alles besser, ohne dass das Geschäft aber davon profitieren konnte!
„… verfügt über Fachwissen und zeigt gesundes Selbstvertrauen.“ grosse Klappe, aber nichts dahinter!
 

Verhalten

Keine Bemerkungen Es ist wahrscheinlich, dass das Verhalten unbefriedigend war!
„… war tüchtig und wusste sich gut zu verkaufen.“ unangenehmer Mitarbeiter!
„… die Zusammenarbeit verlief ohne Beanstandung.“ aber auch nicht sehr angenehm!
„Sein Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten war stets vorbildlich.“ hatte Probleme mit seinen Vorgesetzten, weil diese im Satz erst nach den Kollegen erwähnt werden.
„… bemühte sich stets um ein gutes Verhältnis zu den Vorgesetzten.“ war ein Anpasser!
„Mit seinen Vorgesetzten ist er gut zurechtgekommen.“ ist ein Mitläufer, der sich gut zu verkaufen weiss!
„Im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten zeigte er durchweg eine erfrischende Offenheit.“ war immer sehr vorlaut!
„… war sehr tüchtig und wusste sich gut zu verkaufen.“ Wichtigtuer!
„Seine Auffassungen wusste er intensiv zu vertreten.“ hatte ein übersteigertes Selbstbewusstsein!
„… zeichnete sich insbesondere dadurch aus, dass er viele Verbesserungsvorschläge zur Arbeitsvereinfachung bzw. Erleichterung machte.“ Da der Zusatz fehlt, „die auch von uns übernommen wurden“, kann dies bedeuten, dass die Vorschläge zur eigenen Erleichterung oder im Interesse eigener Bequemlichkeit gemacht wurden.
„… war wegen seiner Pünktlichkeit stets ein gutes Vorbild.“ Durch die Betonung der selbstverständlichen Pünktlichkeit wird zum Ausdruck gebracht, dass die Arbeitsleistungen und der Arbeitserfolg gering waren.
„Vorgesetzten und Mitarbeitern gegenüber war er durch seine aufrichtige und anständige Gesinnung ein angenehmer Mitarbeiter.“ Aber nicht durch seine Tüchtigkeit!
„… ist ein anspruchsvoller und kritischer Mitarbeiter.“ ist sehr eigensüchtig, pocht anderen gegenüber auf seine Rechte und nörgelt gerne!
„… war sehr tüchtig und in der Lage, seine eigene Meinung zu vertreten.“ hat eine hohe Meinung von sich und vermag hiervon ausgehend sachliche Kritik nicht zu akzeptiere
„… hat unserem Unternehmen reges Interesse entgegengebracht.“ hat jedoch nichts geleistet!
„… erzielte einen nicht unerheblichen Umsatz.“ aber auch keinen erheblichen!
„Seine umfangreiche Bildung machte ihn stets zu einem gesuchten Gesprächspartner.“ Bildung hin oder her – er war geschwätzig und führte lange Privatgespräche im Dienst!
„… trug durch seine Geselligkeit zur Verbesserung des Betriebsklimas bei.“ suchte Sexkontakte zu Kolleginnen oder tratschte und hielt dabei die anderen vom Arbeiten ab!
„Für die Belange der Belegschaft bewies er stets (grosses) Einfühlungsvermögen.“ suchte Kontakt zum anderen Geschlecht!
„… hat alle Aufgaben in seinem und im Interesse der Firma gelöst.“ beging Diebstahl und/oder andere schwere Unkorrektheiten!
Schlussformulierungen
Keine Bemerkungen Es ist wahrscheinlich, dass er gehen musste!
„… Wir wünschen ihm alles Gute, v.a. Gesundheit.“ Entwertung des Zeugnisses durch ironische Formulierungen!
„… für seine Mitarbeit bedanken wir uns.“ kein wirklicher Verlust!
„… verlässt uns im gegenseitigen Einvernehmen.“ Wir haben ihm gekündigt – oder zumindest: Wir sind froh, dass er gegangen ist.
„… verlässt uns auf eigenen Wunsch.“ Es handelt sich um einen normalen Abgang, und der Mitarbeiter hinterlässt keine grosse Lücke.
„Unsere Trennung von ihm erfolgte im gegen-seitigen Einvernehmen.“ oder „Das Arbeits-verhältnis endete durch einvernehmliche Trennung am … (Austrittstermin).“ „Trennung“ heisst: auf Initiative des Arbeitgebers.
„Wir kamen mit ihm überein, das Arbeitsverhältnis zu beenden.“ Es traten Schwierigkeiten auf!
„Er beendete das Arbeitsverhältnis auf eigenen Wunsch am… (krummer Austrittstermin).“ oder „Er verliess uns vorzeitig am… (krummer Austrittstermin), um seinen Berufsweg sofort in einem anderen Unternehmen fortzusetzen.“ oder „Er schied zum … (krummer Austrittstermin) auf eigenen Wunsch aus, um sofort eine neue Stelle antreten zu können.“ Beendigungsformeln bei Kündigung durch Vertragsbruch!
„Er scheidet auf eigenen Wunsch aus unseren Diensten.“ oder „Er verlässt unsere Firma auf eigenen Wunsch.“ oder „Er kündigte das Arbeitsverhältnis zum … (Austrittstermin).“ Beendigungsformeln bei Kündigung ohne Begründung (auf eigenen Wunsch)!
„Er trennt sich zum … (Austrittstermin) von uns aus eigenem Entschluss.“ oder „Das Arbeitsverhältnis wurde auf seinen Wunsch zum … (Austrittstermin) gelöst.“ Beendigungsformeln bei Kündigung ohne Begründung (nahegelegt)!