Mrz 11

Rauchpausen schaffen menschliche Biotope und fördern das berufliche Fortkommen…

Autor: PersonalRadar

Rauchen ist ein Karrierekiller. Ach was. Der blaue Dunst beflügelt oft mehr müde Geister, als die öde Pause in der Teeküche mit den säuerlichen ‚Taurin-Gesöffen‘ aus den Aludosen oder das gekapselte Koffein.

Alle wollen heute ausgewogen essen, sich fit halten und eine Lebensstil zelebrieren, der im modernen Kontext der ‚App-Trackers‘ als gesund bezeichnet wird. Detox über alles.  Der Glimmstängel ist sowieso verpönt. Heute rauchen nur noch die Köpfe. Wirklich?

Rauchen ist nicht gesund. Das weiss inzwischen jedes Kind. Die Rauchpause hat jedoch nach wie vor Effekte, die sich auf berufliche Karrieren nicht immer nachteilig auswirken (Bildquelle: www.pixabay.com, Fotograf: Ralf Kunze)

Wer nicht gesund lebt, der ist beruflich nicht erfolgreich; quasi ein Wesen aus einer prähistorischen  Zeit. Wer diesen Grundsatz bezweifelt erntet Stirnrunzeln. Gut durchgeschüttelt rinnen schon morgens das erste ‚Smoothie‘ oder der erste ‚Fitness-Shake‘ als Labsal durch die Speiseröhre und entfalten ihre bunten Marketingversprechungen mit grosser Hoffnung im Magen.

Es werden kiloweise biologisch geerntete Nüsse gefuttert und die Balaststoffe der ökologisch gewachsenen Nutzpflanzen, die selbstverständlich schonungsvoll zubereitet wurden, lassen die Peristaltik des Gedärmes auf Hochtouren kommen.

Das leise, diskrete Furzen der Belegschaften in den Firmen lässt darauf schliessen, dass die Gesundheitswelle kräftig wie ein Tsunami die Feisten, Dicken, Fetten, Schlappen, Bewegungsarmen, Fitnessresistenten, Haltlosen und Sonstigen erschaudern lässt. Die gesunde Lebenshaltung wird wie eine Monstranz mit grosser Inbrunst hoch gehalten und pflügt als Lebensstil das Leben der Trägen um.

Der neue Tempel der modernen Welt ist der durchtrainierte männliche wie auch weibliche Körper. Mag das Leben die einen oder anderen noch so durchschütteln, solange die ‚Fleischhülle‘ den Normen neuer Ästhetik entspricht, bleibt alles perfekt und die Muskelstränge wie auch der ‚Sixpack‘ die Leitplanken des makellosen Seins. Gesundheit hin oder her.

Gesellschaftliche Laster wie das Rauchen, das Trinken, der Missbrauch von Wirkstoffen oder andere Süchte haben in der angeblich ‚entgifteten‘ Arbeitswelt nichts mehr zu suchen. Die Realität straft alle Lügen. Es wird nämlich munter weiter gesoffen, gepafft und das Gemüt mit natürlichen wie auch synthetischen Hilfsstoffen auf Touren gebracht.

Rauchende reden oft während den Rauchpausen über geschäftliche Angelegenheiten und sind im Austausch von Informationen nicht selten wesentlich effizienter als jene, die an langfädigen Sitzungen teilnehmen oder per Mail die Kommunikation versuchen in Gang zu bringen. Gesund ist das nicht, aber schnell, effizient und direkt! (Bildquelle: www.pixabay.com, Fotografin: Cheryl Holt)

Den ‚Hardcore-Rauchern/-innen‘ geht das ohnehin am Hintern respektive am Lungenflügel vorbei. Vor vielen Firmenportalen lungern zu allen Tages- und Nachtzeiten Mitarbeitende herum, die stoisch qualmend sich allen Witterungsverhältnisse aussetzen und oft in angeregten Diskussionen über das Geschäftliche wie auch das Private diskutieren und sich austauschen.

Die missbilligenden Blicke der Nikotinabstinenten werden tunlichst ignoriert. Schliesslich wird die Rauchpause ja sauber als Pause im Zeiterfassungssystem deklariert. Es wird aus- und dann wieder eingestempelt. Zug um Zug wird das Nikotin tief inhaliert und dem gierigen Stoffwechsel anvertraut. Der Puls geht hoch und die schöpferischen Impulse, aufgrund der Befriedigung im Kopf, ebenso.  Viele Raucher und Raucherinnen kennen sich seit Jahren bestens, tauschen sich aus und werden Schicksals- und Interessensgemeinschaften, die nicht zu unterschätzen sind.

Rauchen ist schlecht, das weiss man. Die Lunge wird geteert, und die Lebenserwartung sinkt. Aber, das weiss man auch, Raucher sind gesellig. Für Nichtraucher ist schwer nachvollziehbar, weshalb sich Raucher in der Kälte oder in einem Glaskasten zusammenrotten, um den Glimmstengeln zu frönen. Und dennoch beschleicht einen das Gefühl, dass es die Raucher durchaus lustig haben (Quelle: NZZ vom 15.01.2020)

In der Schweiz wird immer weniger geraucht. Solange es Menschen gibt, wird die Sucht und das Verlangen danach bleiben (Bildquelle: www.pixabay.com, Fotograf: Peter Franz)

Gemäss zwei Ökonomen, schadet das Rauchen zwar der Gesundheit, tut aber der Karriere keinen Abbruch. Angeblich profitieren die Männer weitaus mehr davon als die Frauen. Die rauchenden Männer halten besser zusammen. Daher verdienen sie mehr und beflügeln sich gegenseitig nachhaltiger, wenn es um die Karriere geht. Ob das wirklich so stimmt?

Tatsache ist aber auf jeden Fall, dass die Rauchenden bald auf der Artenschutzliste der aussterbenden Spezies  geführt werden. Das Nikotinlaster wird ja Stück für Stück durch die neue Erkenntnis verdrängt, dass das Sitzen angeblich das neue Rauchen sei. Das betriebliche Gesundheitswesen war in der modernen Arbeitswelt noch nie so gut positioniert. Brave new world.

Hier noch mehr dazu: Männer können sich nach oben rauchen.