‚Flourishing‘ statt ‚Struggling‘: Die Kosten des Schweigens…
Die psychische Gesundheit ist 2025 eines der drängendsten gesellschaftlichen Themen weltweit.
Der AXA Mind Health Report bringt in seiner fünften Ausgabe umfassende Erkenntnisse über die mentale Verfassung von über 17’000 Menschen aus 16 Ländern zusammen. Der Fokus liegt auf den Belastungen des Alltags, den Auswirkungen der Arbeitswelt und dem mentalen Zustand junger Generationen.
Eine stille Krise – mit weitreichenden Folgen
Die Zahlen sind alarmierend: Ein Drittel der Bevölkerung leidet unter mindestens einer Form psychischer Beeinträchtigung. Finanzielle Unsicherheit, Arbeitsplatzängste und dauerhafte Konfrontation mit negativen Nachrichten belasten die Menschen erheblich. Besonders betroffen sind junge Erwachsene: 44% von ihnen berichten über depressive Verstimmungen, Angst oder Stress – deutlich mehr als ältere Generationen. Frauen sind zudem häufiger belastet als Männer, insbesondere im Hinblick auf Zukunftssorgen und emotionale Erschöpfung.
Nathalie Agosti von www.outlive.ch und Claire Garwacki von www.bellevue-executive-search.ch sind für diesen eindrücklichen Film verantwortlich.
Die Generation Z im mentalen Ausnahmezustand
Die unter 24-Jährigen gehören zur vulnerabelsten Gruppe, sind jedoch auch jene, die am offensten über psychische Belastungen sprechen. Sie greifen zunehmend zu digitalen Hilfsmitteln wie KI-gestützten Apps, Online-Therapien und Community-Plattformen, um sich zu stabilisieren.
Gleichzeitig leiden sie unter Isolation, digitaler Reizüberflutung und einem wachsenden Leistungsdruck. Die Folge: Nur 14% der jungen Erwachsenen erreichen das sogenannte ‘Flourishing’, also eine rundum gesunde mentale Verfassung.
Arbeit als Risiko und als Ressource
Der Arbeitsplatz wird immer mehr zum Brennpunkt psychischer Belastung. Acht von zehn Arbeitnehmenden berichten von überdurchschnittlichem Stress, häufig begleitet von Schlafproblemen, körperlichen Beschwerden und sinkender Motivation. Besonders jüngere Berufstätige leiden unter Termindruck, Workload und der Schwierigkeit, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen.
Dennoch birgt Arbeit auch Chancen: Wer sich im Job wertgeschätzt, eingebunden und unterstützt fühlt, zeigt signifikant bessere mentale Gesundheitswerte.
Der Einfluss des Arbeitgebers
Arbeitgebende haben einen zentralen Hebel in der Hand. Der Report zeigt: In Unternehmen mit aktiven Programmen zur Förderung der mentalen Gesundheit halbiert sich der Anteil an ‘Struggling’-Personen – von 16% auf 8%. Gleichzeitig steigt die Quote der ‘Flourishing’-Mitarbeitenden deutlich. Dennoch verfügen bisher nur knapp die Hälfte der Unternehmen über entsprechende Strategien, obwohl mehr als 50% der Mitarbeitenden explizit solche Unterstützung erwarten.
Der Zugang zu Wissen stärkt das Wohlbefinden
Ein direkter Zusammenhang zeigt sich zwischen mentaler Verfassung und dem Wissen über psychische Gesundheit. Wer sich gut informiert fühlt, ist deutlich häufiger im gesunden Bereich des Mind Health Index. Trotzdem fühlen sich nur 19% der Befragten sehr gut informiert.
Digitale Informationsquellen wie Webseiten, Blogs oder soziale Medien gewinnen an Bedeutung – vor allem bei den Jüngeren. Wichtig bleiben dabei die Qualität und Seriosität der Inhalte.
Technologie als Brücke und nicht als Ersatz
Mit dem Boom digitaler Gesundheitsangebote gehen neue Chancen einher. 28% der Befragten nutzen bereits KI-gestützte Anwendungen zur mentalen Unterstützung – bei den unter 25-Jährigen ist es über die Hälfte. Gleichzeitig zeigt sich: Ältere Generationen vertrauen stärker auf persönliche Beziehungen, Bewegung oder ärztliche Beratung. Eine inklusive Versorgung erfordert also hybride Angebote, die individuellen Präferenzen und Lebensrealitäten gerecht werden.
Vom Tabu zur gemeinsamen Verantwortung
Ein zentrales Anliegen des Reports ist die Enttabuisierung psychischer Probleme. Die Mehrheit unterschätzt den eigenen Zustand – selbst unter jenen mit schwerem Stress empfinden sich viele noch als psychisch ‘durchschnittlich gesund’. Hier setzt AXA mit niederschwelligen Tools wie dem ‘Mind Health Self-Check’ an: Ein kostenloses, anonymes Online-Tool zur Selbsteinschätzung mit konkreten Empfehlungen.
Führungskultur als Schlüssel
Psychische Sicherheit am Arbeitsplatz beginnt nicht bei der HR-Abteilung, sondern bei der Führungskultur. Führungspersonen müssen für mentale Herausforderungen sensibilisiert und geschult werden. Sie brauchen Kompetenzen, um Belastungssignale zu erkennen, Gespräche zu führen und Mitarbeitende zu professionellen Angeboten weiterzuleiten. Unternehmen, die in psychologische Sicherheit investieren, fördern nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Leistungsfähigkeit und Bindung ihrer Mitarbeitenden.
Ein neues Verständnis von Gesundheit
Psychisches Wohlbefinden darf nicht länger als Luxus oder Privatsache gelten. Es ist integraler Bestandteil gesellschaftlicher Stabilität und wirtschaftlicher Resilienz. Der Report zeigt: Wer Zugang zu unterstützenden Strukturen hat – sei es durch Arbeit, soziale Beziehungen oder gesicherte finanzielle Verhältnisse – steht auch mental besser da. Arbeitgebende, Bildungseinrichtungen und Politik sind gefordert, psychische Gesundheit strukturell zu verankern.
Schlussfolgerung
Der AXA Mind Health Report 2025 zeichnet ein differenziertes Bild einer Welt im mentalen Ungleichgewicht. Er zeigt aber auch Wege auf, wie individuelle Resilienz gestärkt und kollektive Verantwortung übernommen werden kann. Junge Menschen sind dabei Treiber des Wandels – offen, informiert und bereit, psychische Gesundheit aus der Tabuzone zu holen. Was es jetzt braucht, sind mutige Arbeitgebende, aufgeklärte Führungskräfte und eine Gesellschaft, die mentale Gesundheit als Grundbedingung für ein gutes Leben anerkennt.
AXA Mind Health Report 2025 (23 Seiten, in englischer Sprache)