Mai 23

Soziale Medien: Die selbstverliebte Peepshow kann die berufliche Zukunft ‚killen‘. Manchmal hilft ‚ego-googlen’.

Autor: PersonalRadar

Wer kennt das nicht. Man will mit der Zeit gehen. Flugs meldet man sich in den sozialen Medien an und über Nacht wächst der Kreis virtueller Freundschaften ins Unermessliche. Nicht jede neue elektronische Freundschaft ist gut.

Die letzte durchzechte Party wurde selbstverständlich per Fotos festgehalten. Die Schnappschüsse sind lustig. Jede Einzelheit wird pixelreich festgehalten. Das Übergeben in der Kloschlüssel und die etwas heftige Knutscherei mit Freiblick auf viel nackte Haut und mehr, trägt nicht nur zur zweifelhaften Erheiterung und zur Befriedigung niedriger Instinkte bei, sondern zieht auch jene an, deren Aufmerksamkeit man nicht wünscht. Abgesehen davon, dass nackte Haut oder sexuell stimulierende Bilder zum Stalking oder zur allgemeinen Belästigung animieren, kann es das Ansehen einer Person gründlich und nachhaltig zerstören.

Die Eitelkeit und die Sucht der Selbstdarstellung können zuweilen krankhafte Züge annehmen. Eine gewisse zurückhaltende Nüchternheit beim Umgang mit persönlichen Daten und Bildern auf den sozialen Medien ist von Vorteil. Gibt man von sich zuviel preis, zahlt man später einen hohen Preis dafür (Bildquelle: www.pixabay.com)

Triebe faszinieren. Sie stossen aber auch ab. Einmal im Internet – immer im Internet.

Anzügliche Bildchen, zweifelhafte politische Bekenntnisse, Schnappschüsse von Ereignissen, die tiefer blicken lassen als erwünscht, können eine berufliche wie auch private Zukunft zum Erlöschen bringen. Gerade Eltern sind gut beraten, wenn sie die Porträts ihrer Kinder auf den verschiedenen elektronischen sozialen Plattformen eingehend studieren. Manchmal ist ein Rat, eine Massnahme, eine Ermahnung, ein Verbot oder ein beherztes schnelles Eingreifen sinnvoll und angebracht.

Es ist inzwischen eine Tatsache, dass man für Jobs oder Ausbildungsplätze abgelehnt wird, weil vorgängig eingehend auf dem Internet recherchiert wurde und Personalverantwortliche oder andere zum Schluss gekommen sind, dass sich die bewerbende Person weder für die ausgeschriebene Stelle noch für einen bestimmten Ausbildungsplatz eignet.

Die Bierflasche in der Hand, der weinselige Blick, der Joint oder die Verbreitung von kruden Ideen wie auch Überzeugungen lassen Entscheidungen meistens ins Negative kippen. Wer will schon ein Säufer, ein Kiffer oder Extremist im Team oder in der Firma haben?

Das Freizeitverhalten und das Private sollten privat bleiben. Werden jedoch beide Bereiche obsessiv virtuell bewirtschaftet, kann das Dokumentierte schnell zu falschen Schlüssen führen (Bildquelle: www.pixabay.com)

Meistens sind die Bedenken völlig überzeichnet und das inkriminierende Bild nur eine Momentaufnahme, die in keiner Weise die Wirklichkeit, die Lebensführung und die Einstellung der betroffenen Person widerspiegeln. Aber der Entscheid wurde gefällt. Niemand will ein Risiko eingehen und jemanden einstellen, der sich auf eine solch ungünstige Art und Weise präsentiert.

  • Was würde geschehen, wenn das Präsentierte doch ein Stück Wahrheit und Wirklichkeit ist?
  • Was ist, wenn man die Warnungen und Vorzeichen missachtete oder missdeutete und sich daraus Konsequenzen bilden, die dann nur mit der Notbremse zu stoppen sind?

Oft fangen Geschichten ganz leise und harmlos an. Niemand ahnt etwas Unheilvolles und Böses. Und plötzlich wie aus dem Nichts gibt es eine grosse Geschichte, die unter Umständen einem Berufsleben oder einer persönlichen Entwicklung eine unerwünschte Richtung geben und sich Zentrifugalkräfte entwickeln, die Menschen regelrecht aus der Bahn schiessen. Viele sind der Meinung, dass die Sprengkraft der Sozialen Medien völlig überschätzt wird und die Suppe eh nicht so heiss gegessen wird als sie je gekocht wurde. Auch das ist ein sicherer Trugschluss. Soziale Medien vergessen nichts und verkorkste Selbstdarstellungen sind auch nicht so schnell löschbar.

Gerade die übertriebene Selbstdarstellung, das um jeden Preis auffallen möchten und die Versuchung jede dumme Eitelkeit mitmachen zu müssen, verschafft facebook & co. eine schnell wachsende Gemeinschaft.

Diese wird noch zusätzlich stimuliert, indem jede Menge interaktive Fragespielchen und andere unterhaltende Nichtigkeiten angeboten werden, um die Benutzer bei Laune zu halten und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie ohne Soziale Medien gesellschaftlich tot sind. Viele meinen, dass das allgemeine Interesse an ihnen ohne Soziale Medien, so spannend ist wie die vergessene Klobürste im Abbruchhaus. Leider lässt die permissive Zeit keinen anderen Schluss zu. Soziale Medien kontrollieren inzwischen einen grossen Teil unseres Lebens. Daher ist es besonders wichtig, wenigstens auf ein paar Grundregeln zu achten, um nicht auf das Interesse zu stossen, das einem aus dem beruflichen Kontext stossen kann.

Hier ein paar nützliche Hinweise:

  • Ist man arbeitsmarktfähig oder im Begriff zu werden, dann ist es gut gewisse Vorsorgen in Sachen Soziale Medien zu ergreifen. Der Selbstauftritt sollte nüchtern, sachlich und der Wahrheit entsprechend gestaltet sein. Alles andere ist meistens zum Nachteil.
  • Das private Leben sollte unbedingt vom beruflichen getrennt werden. Wenn der Bewerbende den Wodka gerne direkt aus der Flasche trinkt, weil das cool, hip oder sonst was ist, dann muss es der Personalchef ja nicht gleich wissen. Vielleicht trinkt dieser nämlich nur Tee. Die Überprüfung der Datenfreigabe ist absolut ein Muss. Es ist von allergrösstem Vorteil, wenn man sich ein paar Minuten dafür Zeit nimmt und schaut, wer darf Fotos und anderes ansehen.
  • Zudem ist auch wichtig, dass die verschiedenen Profilen auf Xing, facebook, Linkedin & co. in sich konsistent sind. Es macht wenig Sinn, wenn die eine Foto ‚businesslike’ wirkt und mit dem etwas bekloppten Auftritt auf einer anderen Plattform Kontraste und noch mehr Fragezeichen gesetzt werden.
  • Es hat noch nie geschadet, wenn man sich mal selber ‚googlet’. Das sogenannte ‚Ego-Googlen’ hilft manchmal seine virtuelle Position auf den Suchmaschinen noch einmal zu überdenken und bei Bedarf beherzt einzugreifen. Die Eitelkeit hört dann auf ein gutes Gefühl zu vermitteln, wenn man mit dieser nur noch Nachteile hat. Bescheidenheit ist nach wie vor eine lobenswerte Tugend und fällt in den wichtigen Momenten des Lebens meistens besser auf.
  • Falls man der Meinung sein sollte, dass Entscheidungsträger, Personalchefs und andere zwischen offiziellen und privaten Porträts unterscheiden, ist das eine häufige wie auch fatale Missdeutung. Aufgrund der ‚Déformation professionelle’ sind diese von Haus auf neugierig und leuchten auch die schattigen Winkeln einer Person aus. Wer will sich bei Zweifel dann noch die falsche Person ins Haus holen?

Sich bizarr in Szene zu setzen gehört zur menschlichen Eitelkeit und ist das Privileg der Jugend. Es als Lebensprogramm zu führen, führt in die Leere und zu unnötigen Vorurteilen. Das Bild hat Macht und stimuliert oft genug niedrige Instinkte (Bildquelle: www.pixabay.com)

In einer eitlen, zuweilen pathologisch selbstsüchtig ausgerichteten Welt, in der das Leben mit Scheinwerferlicht und auf dem ‚Catwalk’ wahrgenommen wird, hat die Fähigkeit sich selber nicht so wichtig zu nehmen, stark abgenommen. Aber es ist eine Binsenwahrheit, die schon lange gilt – wer sich zu stark aus dem Fenster lehnt, schlägt hart auf. Nicht alle stehen danach wieder auf.