Dez. 22

Chef oder Flaschenhals?

Author: PersonalRadar

Viele Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer erleben eine seltsame Schieflage. Die Führungskräfte sind permanent beschäftigt, Kalender voll, Outlook am Glühen, Sitzungen im Dauerbetrieb. Und trotzdem kriecht die Verantwortung nach oben, als hätte sie einen Magneten.

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Im Alltag zeigt sich das banal. Der Teamleiter sitzt in Meetings, die Bereichsleiterin schreibt Updates, die Projektleitung sammelt Stimmen, und am Abend liegen bei Ihnen Freigaben, Eskalationen und diese berüchtigten Mails mit dem Charme einer Zeitzünderbombe: ‚bitte kurz entscheiden‘. Sie sind dann nicht mehr die Person, die Richtung gibt, sondern die Person, die Unklarheit in Konsequenz übersetzt.

Das wirkt wie ein Organisationsmodell, das Probleme zuverlässig nach oben filtert, statt sie dort zu lösen, wo sie entstehen. In der Schweiz wird das häufig noch durch eine starke Konsens- und Harmoniekultur verstärkt. Man will niemanden überfahren, niemanden verärgern, alles sauber abstimmen.

Das ist menschlich und manchmal sogar eine Stärke. Operativ wird es zur Verantwortungsflucht, wenn niemand den ersten Schritt macht. Dann haben Sie am Schluss nicht ein Team, das führt, sondern ein Team, das wartet. Der Kernunterschied ist simpel. Verwaltung braucht Sie für alles, Führung schafft Ergebnisse ohne Sie. Wenn Sie das ändern wollen, reicht kein Appell an mehr Ownership. Es braucht Regeln, die Verantwortung attraktiv machen und Eskalation unattraktiv.

Ergebnis statt Aktivität

Sobald Sie Aufgaben statt Ergebnisse führen, bekommen Sie Aktivität statt Wirkung. Aktivität fühlt sich gut an, weil sie sichtbar ist. Sie klingt fleissig, sie erzeugt Status, sie füllt Meetings. Aber Aktivität ist auch das Lieblingsparfüm des Systems, weil man damit hervorragend kaschieren kann, dass nichts wirklich fertig wird. ‚Wir kümmern uns um den Rekrutierungsprozess‚ klingt engagiert, sagt aber nichts darüber, was am Ende besser sein soll. Ein Ergebnis zwingt zur Klarheit. ‚Bis Ende Monat ist die Vakanz im Schnitt zwanzig Tage schneller besetzt und die Absprungrate im Prozess sinkt spürbar.‚ Diese Klarheit zwingt dazu, unnötige Schritte zu streichen, Entscheide zu treffen und Verantwortlichkeiten sauber zu schneiden.

Gerade in Schweizer KMU laufen Projekte oft einfach weiter, weil niemand widersprechen will. Alle sind freundlich, niemand ist dagegen, und genau deshalb bleibt alles im Nebel. Machen Sie deshalb jedes Vorhaben prüfbar. Was ist konkret anders, wenn es fertig ist, und woran sieht man das. Ein Beispiel aus dem Alltag. Statt ‚Wir machen eine Mitarbeitendenumfrage‚ lautet das Ergebnis ‚Wir haben drei Massnahmen beschlossen, inklusive Verantwortlichen, Budgetrahmen und Umsetzungsdatum, und kommunizieren sie transparent ins Team.

Wer so führt, eskaliert weniger, weil weniger interpretiert werden muss. Und ganz nebenbei merken Sie, wie sich Gespräche verändern. Plötzlich geht es nicht mehr darum, wer was gemacht hat, sondern was jetzt besser ist.

Macht folgt Verantwortung

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Verantwortung ohne Entscheidungskompetenz ist eine Einladung zur Frustration und zur Eskalation nach oben. Wenn eine Führungskraft für Termine, Qualität oder Budgettreue geradestehen soll, aber bei jedem Schritt zuerst oben fragen muss, wird sie zwangsläufig zur Verwaltungsstelle. Sie trägt dann das Risiko, aber nicht die Steuerung. Umgekehrt ist Entscheidungsfreiheit ohne Verantwortung gefährlich, weil Entscheidungen folgenlos wirken und politisch werden können. Der Schlüssel liegt in Leitplanken. Sie definieren klar, was in der Linie entschieden wird und ab wann eskaliert wird.

Ein praxisnahes Beispiel. Eine Teamleiterin darf externe Unterstützung bis zu einem definierten Betrag einkaufen, solange sie Kriterien einhält und sauber dokumentiert. Sie darf aber nicht an Standardkonditionen rütteln, wenn rechtliche Risiken, Datenschutz oder Sicherheit betroffen sind, dann gibt es einen klaren Eskalationsweg. So verhindern Sie Chaos, ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren.

Viele Betriebe haben nicht zu wenig fähige Leute, sondern zu wenig Erlaubnis, Verantwortung wirklich zu leben. Sobald Entscheidungsrechte und Verantwortung zusammenpassen, sinkt die Zahl der kurzen, schnellen Fragen spürbar. Nicht weil alle plötzlich braver sind, sondern weil sie endlich dürfen.

Routine delegieren

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Ihre Unterschrift ist nicht nur ein Strich auf Papier, sondern eine Botschaft. Entweder heisst sie ‚wir vertrauen‚ oder sie heisst ‚wir sichern uns ab‚. Wenn Routineentscheide über Ihren Tisch laufen, trainieren Sie Ihr Unternehmen auf Abhängigkeit, selbst wenn niemand das böse meint. Routine sind wiederkehrende Fälle mit überschaubarem Risiko und klaren Kriterien, also genau das, was delegierbar ist. Denken Sie an Standardbeschaffungen, typische Spesenfreigaben, Verlängerungen von temporären Einsätzen oder Weiterbildungen bis zu einem Budgetlimit.

Wenn Sie dafür Schwellenwerte, Kriterien und eine einfache Dokumentation festlegen, braucht es Ihre Unterschrift nicht mehr, sondern nur saubere Verantwortung. Das entlastet nicht nur Sie, sondern stärkt die Führungsrolle Ihres Kaders, weil sie echte Konsequenzen spüren. Wichtig ist die Trennlinie. Routine ist delegierbar, Risiko nicht. Arbeitsrecht, Compliance, Sicherheitsfragen oder heikle Kundenkonditionen bleiben Eskalationsfälle, aber als Ausnahme, nicht als Normalbetrieb.

Wer jede Kleinigkeit sicherheitshalber nach oben zieht, bekommt nicht mehr Sicherheit, sondern weniger Führung. Und genau dort entsteht das Paradox. Je mehr Sie unterschreiben, desto weniger traut sich die Organisation.

Raus aus dem Operativen

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Operativ überall mitzuentscheiden fühlt sich oft nach Kontrolle an, ist aber in Wahrheit ein Engpass Design. Wenn Sie in jede Priorisierung, jede Personaldisposition und jede Detailfrage hineingezogen werden, bleibt Ihre Organisation auf Kinderstufe. Sie wartet auf den Erwachsenen im Raum. Der Rückzug muss jedoch bewusst erfolgen, sonst wirkt er wie Desinteresse. Kommunizieren Sie klar, welche Themen künftig nicht mehr bei Ihnen landen und weshalb. Weil Sie Entscheidungsfähigkeit in der Linie aufbauen wollen.

Ein Beispiel. Schichtplanung, interne Priorisierung oder Standardkundenreklamationen werden nicht mehr zur Sicherheit nach oben gespielt, sondern dort entschieden, wo das Wissen sitzt. Am Anfang spüren Sie Unruhe, weil Unsicherheit sichtbar wird. Das ist kein Rückschritt, sondern der Beginn von Kompetenz. Ihre Rolle ist dann nicht, wieder einzuspringen, sondern zu coachen. Welche Optionen gibt es, welche Risiken sind real und wie entscheidet man innerhalb der Leitplanken.

Viele Chefs sabotieren diesen Schritt unbewusst, weil sie im Stress doch wieder entscheiden, damit es schnell geht. Schnell geht es dann heute, aber nie nachhaltig. Konsequenz ist hier der eigentliche Hebel, nicht Charisma.

Keine Probleme ohne Plan

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Ein Problem ohne Vorschlag ist häufig keine Information, sondern eine Delegation im Tarnmantel. Wenn eine Führungskraft Ihnen zehn Minuten erklärt, warum etwas schwierig ist, und am Schluss fragt ‚Was sollen wir tun‚, dann ist die Verantwortung bereits nach oben gerutscht. Drehen Sie die Norm um. Wer ein Problem bringt, bringt Optionen, eine Empfehlung und eine kurze Risikoeinschätzung. Das zwingt zum Denken und verhindert, dass Sie zum Dauer Entscheidungsautomaten werden.

Ein Beispiel aus HR. ‚Wir finden keine passenden Bewerbungen‚ wird erst brauchbar, wenn Varianten auf dem Tisch liegen, etwa Prozess verkürzen, Inserat schärfen, Kanäle ändern oder Anforderungen realistisch anpassen, inklusive Empfehlung, was zuerst getestet wird. Ein Beispiel aus dem Vertrieb. ‚Der Kunde drückt den Preis‚ wird zu zwei sauberen Optionen, etwa Leistungsumfang reduzieren oder Laufzeit verlängern, damit die Marge nicht kollabiert. Wichtig ist die Botschaft dahinter.

Probleme sind erlaubt, aber Abgeben ohne Denkarbeit nicht. Nach wenigen Wochen verändert sich das Gesprächsniveau spürbar. Und plötzlich entsteht Führung, weil Ihr System Führung verlangt, statt sie nur in Leitbildern zu behaupten.

Entscheide begründen

Begründungen sind kein Misstrauen, wenn sie als Denkdisziplin eingesetzt werden. Sie verhindern, dass Entscheidungen auf Bauchgefühl, Sympathie oder haben wir immer so gemacht basieren, ohne dass es jemand merkt. Eine gute Begründung klärt kurz. Was ist das Ziel, welche Annahmen stehen dahinter, welche Alternativen wurden geprüft, und welches Risiko nehmen wir bewusst in Kauf. Das wirkt simpel, aber es entemotionalisiert Diskussionen und macht Entscheidungen nachvollziehbar.

Ein Beispiel. Eine Beförderung wird nicht mit ‚weil sie super ist‚ begründet, sondern mit beobachtbarer Führungsleistung, klarer neuer Verantwortung und einem Plan, wie Risiken fürs Team aufgefangen werden. Ein anderes Beispiel. Eine Prozessänderung wird nicht mit ‚wir müssen effizienter werden‚ verkauft, sondern mit einem konkreten Engpass, einer erwarteten Verbesserung und einem Messpunkt nach vier Wochen.

In Firmen ersetzt diese Klarheit oft endlose Abstimmungsrunden, weil man nicht mehr um Meinungen kreist, sondern um Annahmen und Fakten. Zusätzlich schafft es Lernfähigkeit. Wenn eine Entscheidung schiefgeht, sieht man, welche Annahme falsch war, statt Schuldige zu suchen. Das ist reife Führung, ohne Drama.

Nicht sofort reagieren

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Wenn Sie jede Frage in Echtzeit beantworten, belohnen Sie Abhängigkeit und bestrafen unbewusst Selbstständigkeit. Der Lerneffekt ist logisch. Warum soll jemand eine Stunde nachdenken, wenn der Chef in drei Minuten reagiert. Setzen Sie deshalb eine neue Erwartung. Nicht jede Frage ist ein Notfall, und nicht jede Unsicherheit gehört nach oben. Etablieren Sie feste Zeitfenster für Eskalationen, damit Entscheidungen gebündelt werden, statt Ihren Tag zu zerhacken. Dadurch müssen Führungskräfte Themen sammeln, strukturieren und mit Vorschlägen bringen, statt Sie permanent aus dem Takt zu reissen.

Ein Beispiel. Statt ‚Kann ich dem Kunden das heute zusagen‚ kommt ‚Wir haben zwei Varianten vorbereitet, inklusive Auswirkung auf Marge und Lieferzeit, und empfehlen Variante B.‚ Natürlich braucht es Ausnahmen, aber definieren Sie sie eng. Sicherheitsrisiko, rechtliche Fristen, akute Kundenabwanderung, gravierende Eskalation im Team.

Alles andere darf warten, nicht aus Arroganz, sondern aus Entwicklungslogik. Der Effekt ist oft überraschend. Viele Fragen lösen sich bis zum Eskalationsslot von selbst, weil die Leute in der Zwischenzeit eine Lösung finden.

Prioritäten gehören der Linie

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Prioritäten sind die eigentliche Führungsarbeit, nicht das Verteilen von ‘To dos’. Wenn Prioritäten immer von oben kommen, bleiben Führungskräfte Ausführungsorgane, die koordinieren, aber nicht führen. Geben Sie einen klaren Rahmen vor. Unternehmensziele, Kapazitäten, Fixtermine und klare ‘No Gos’. Innerhalb dieses Rahmens müssen Führungskräfte selbst entscheiden, was zuerst kommt und was bewusst liegen bleibt.

Ein Beispiel aus der Produktion. Man kann nicht gleichzeitig maximale Geschwindigkeit, minimale Kosten und perfekte Flexibilität versprechen, ohne dass es irgendwo knallt. Abwägungen gehören in die Linie, nicht in Ihr Postfach. Ein Beispiel aus dem HR. Maximale ‘Candidate Experience’, extrem schnelle Besetzung und minimaler Aufwand gleichzeitig ist eine Wunschliste, keine Strategie. Prioritäten setzen heisst auch, Nein sagen zu lernen, nach oben, nach unten und gegenüber. Gerade in der Schweiz wird das oft weichgespült, weil man Konflikte vermeiden will.

Doch ohne klares Nein bleibt alles ein Vielleicht, und das produziert Eskalationen. Wenn Prioritäten wirklich der Linie gehören, entlastet das Ihre Rolle automatisch, ohne dass Sie ständig über die Führungskultur herumreden müssen.

Ownership belohnen

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Führungsorganisationen bekommen das Verhalten, das sie belohnen, auch dann, wenn sie etwas anderes predigen. Wenn Karrieren daran hängen, nah dran zu sein, immer verfügbar zu wirken und Entscheidungen nach oben abzusichern, entsteht Gehorsam statt Führung. Eigenverantwortung zeigt sich aber darin, dass jemand entscheidet, umsetzt, transparent macht und Konsequenzen trägt. Machen Sie diese Eigenschaften sichtbar und karriererelevant.

Ein Beispiel: Zwei Führungskräfte haben dasselbe Thema. Die eine eskaliert sofort zur Sicherheit, die andere klärt Optionen, spricht mit den Anspruchsgruppen, trifft innerhalb der Leitplanken eine Entscheidung und informiert sauber. Wenn Sie die erste Person belohnen, lernen alle, Eskalation ist der sichere Weg. Wenn Sie die zweite Person belohnen, lernen alle, Verantwortung lohnt sich. Dazu gehört eine vernünftige Fehlerkultur.

Fehler werden nicht romantisiert, aber auch nicht sofort als persönliche Blamage behandelt, solange sie nicht aus Fahrlässigkeit entstehen. Gerade in Schweizer Betrieben, wo Perfektion oft hoch bewertet wird, ist das entscheidend. Wer Ownership belohnt, bekommt Handlungskraft statt Alibi Aktivität.

Status raus, Ergebnis rein

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Statusmeetings sind oft der Ort, an dem man sich gegenseitig bestätigt, dass man beschäftigt ist. Ergebnisreviews sind der Ort, an dem man ehrlich wird, ob etwas geliefert wurde. Status fragt ‚Was hast du gemacht‚, Ergebnis fragt ‚Was ist jetzt besser‚. In einem Ergebnisreview wird sichtbar, ob Zusagen eingehalten wurden, ob Hindernisse aktiv bearbeitet werden und ob Entscheidungen wirklich fallen.

Ein Beispiel. ‚Wir sind dran am Projekt‚ wird ersetzt durch ‚Meilenstein X ist abgenommen, Risiko Y ist entschieden, und die nächste Frage betrifft Budget Z.‚ Das klingt härter, ist aber fairer, weil Klarheit nicht mehr von Lautstärke abhängt, sondern von Fakten. Ergebnisreviews reduzieren zudem Meetinginflation, weil vieles asynchron passieren kann, solange Ergebnisse sauber dokumentiert sind. In vielen Schweizer Unternehmen wird enorm viel Zeit in Abstimmung investiert, weil man Angst hat, etwas zu verpassen. Ergebnisreviews zeigen.

Man verpasst weniger, wenn man Wirkung misst statt Worte sammelt. Und Ihre Rolle verändert sich. Sie sind nicht mehr Publikum für Status, sondern Sparringspartner für echte Entscheidungen.

Teams wachsen lassen

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Wenn Teamkonflikte, Leistungsprobleme und Entwicklungsgespräche ständig bei Ihnen landen, fehlt nicht Engagement, es fehlt Führung im System. Teamentwicklung ist keine explizite HR-Aufgabe, sondern Kern der Führungsrolle. Dazu gehören regelmässige Eins zu Eins Gespräche, klares Feedback, saubere Erwartungen und ein konsequenter Umgang mit Leistung, frühzeitig und fair.

Ein Beispiel: Eine Mitarbeitende liefert wiederholt zu spät. Die betroffene Abteilung leidet still und eskaliert irgendwann dramatisch nach oben. Führung klärt früh. Was ist die Erwartung, wo ist das Hindernis, welche Unterstützung ist nötig, und welche Konsequenzen gelten, wenn es nicht besser wird. In der Schweiz kommt oft die Angst dazu, zu hart zu wirken, und Konflikte werden zu lange weich verpackt. Das Resultat ist dann nicht Harmonie, sondern schwelender Frust im Team.

Wenn Führungskräfte Teams aktiv entwickeln, sinken Fluktuation, Eskalationen und Reibungsverluste, und das ist in Zeiten von Fachkräftemangel ein betriebswirtschaftlicher Vorteil. Ihre Rolle ist nicht, alles zu übernehmen, sondern Standards zu setzen und in echten Grenzfällen zu coachen.

Titel verdienen

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Solange Menschen befördert werden, weil sie fachlich stark sind oder immer beschäftigt wirken, bekommen Sie Titelträger statt Führungskräfte. Führung ist eine Kompetenz, nicht eine Nebenwirkung von Dienstjahren oder Fachwissen. Definieren Sie deshalb klar, welche Führungsleistungen für den nächsten Karriereschritt nötig sind. Entscheidungen treffen, Verantwortung tragen, andere entwickeln, Ergebnisse liefern.

Ein Beispiel. Eine Person ist die beste Fachkraft, löst jedes Problem selbst und ist unersetzlich. Das ist wertvoll, aber als Führungskraft kann es toxisch werden, weil sie alles an sich zieht und niemand wächst. Wenn Sie solche Personen trotzdem befördern, bekommen Sie Mikromanagement und neue Abhängigkeiten. Ein anderes Beispiel. Jemand ist nicht die lauteste Person im Raum, baut aber ein Team auf, das stabil liefert, Konflikte löst und sich verbessert. Das ist Führung und genau das muss belohnt werden.

In der Schweiz passiert Karriere oft organisch, ohne klare Kriterien, weil man ungern hart formuliert. Doch ohne Kriterien gewinnt am Ende wieder das Sichtbarste. Beschäftigung.

Führung ohne Sie

Der Lackmustest ist simpel. Können Ihre Führungskräfte Ergebnisse liefern, wenn Sie zwei Wochen nicht erreichbar wären? Wenn die Antwort nein ist, haben Sie nicht zu wenig Kontrolle, sondern zu wenig sauber austarierte Verantwortung. Diese Regeln wirken nicht, weil sie streng sind, sondern weil sie die Logik im System verändern. Weg von Eskalation als Standard, hin zu Entscheidungskompetenz innerhalb klarer Leitplanken.

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Ja, es wird anfangs reiben und knirschen, weil Unsicherheit sichtbar wird und alte Gewohnheiten sterben langsam. Aber genau dort entsteht Reife. Menschen lernen, Risiken abzuwägen, Entscheidungen zu vertreten und Teams zu entwickeln, statt nach oben zu delegieren. Echte Führungskräfte entstehen nicht durch Titel, sondern durch Verantwortung.

Wenn Sie Verantwortung konsequent geben, gleichzeitig Ergebnisse einfordern und Eskalation nicht mehr belohnen, verändert sich Ihr Alltag spürbar. Sie sind dann nicht mehr das Nadelöhr oder der Flaschenhals für alles Operative, sondern die Person, die Richtung gibt, Standards setzt und die Organisation handlungsfähig macht.

Und das ist letztlich der grösste Mehrwert. Ein Unternehmen, das funktioniert, auch wenn der Chef gerade nicht im Raum ist.

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